Kultur

Kein Abriss der Kommandantenvilla des ehem. KZ Sachsenburg!

Petent/in nicht öffentlich
Petition richtet sich an
Stadtrat Frankenberg/Sa., Untere Denkmalschutzbehörde Mittelsachsen, Landrat Mittelsachsen Dirk Neubauer, Landeskonservator Sachsen Alf Furkert, Staatsministerin Barbara Klepsch (Sachsen), BKM Claudia Roth

920 Unterschriften

Petent hat die Petition nicht eingereicht/übergeben.

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Petent hat die Petition nicht eingereicht/übergeben.

  1. Gestartet 2022
  2. Sammlung beendet
  3. Eingereicht
  4. Dialog
  5. Gescheitert

Petition richtet sich an: Stadtrat Frankenberg/Sa., Untere Denkmalschutzbehörde Mittelsachsen, Landrat Mittelsachsen Dirk Neubauer, Landeskonservator Sachsen Alf Furkert, Staatsministerin Barbara Klepsch (Sachsen), BKM Claudia Roth

Gegen den geplanten Abriss der Kommandantenvilla protestieren wir!
Wir fordern:

  • Erhalt und Sicherung der zweigeschossigen steinernen Außenmauern der Kommandantenvilla
  • Öffentlicher Diskussionsprozess mit allen Verantwortlichen

Begründung

Die als Einzeldenkmal geschützte und noch vollständig erhaltene frühere Kommandantenvilla des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenburg soll nach dem Beschluss des Stadtrates der Stadt Frankenberg/Sa. vom 6.9.2022 durch die „Lengenfelder Recycling und Abbruch GmbH“ bis Ende 2022 bis zur „Oberkante Kellerdecke“ „zurückgebaut“, also bis auf den Sockel abgerissen werden.
Die Stadt Frankenberg hat 2015 die sog. Kommandantenvilla des ehem. KZ Sachsenburg von einem Investor übernommen und noch im selben Jahr den Abriss dieser Villa beschlossen. Seit 2015 bis heute wurden von der Stadt Frankenberg keine Sicherungsmaßnahmen an der Villa wie die Reparatur oder Abdichtung des Daches durchgeführt, um sie vor dem Verfall zu schützen.
Seit dieser Zeit haben internationale Wissenschaftler, Gedenkstättenleiter, Architekten, Denkmalpfleger, Künstler, Initiativen und Opferverbände u.a. aus Deutschland, Polen, den USA und Israel in mehreren offenen Briefen und Stellungnahmen gegen den Abriss der mittlerweile denkmalgeschützten Villa protestiert, darunter Prof. Dr. Jens-Christian Wagner (Gedenkstätte Buchenwald), Prof. Dr. Wolfgang Benz, der Künstler Gerhard Richter und unzählige andere.
Als Begründung für den Abriss werden von der Stadt Frankenberg bis heute drei Gutachten angeführt, welche von der Stadt selbst erst im Jahre 2019, also vier Jahre nach Abrissbeschluss, beauftragt wurden: ein drei(!)-seitiges Gutachten eines Statikers, ein Holzschutz(!)-Gutachten und ein juristisches (!) Gutachten. Keines dieser drei Gutachten trifft jedoch Aussagen zur Standsicherheit der zweigeschossigen steinernen Außenmauern.
Im internationalen Ideenwettbewerb zur Kommandantenvilla von 2020 wurde im Rückfragenprotokoll festgehalten, dass auf die Rückfrage „Bleibt das Mauerwerk erhalten, wenn das Gebäude komplett entkernt wird?“ die Antwort durch den o.g. Statiker gegeben wurde: „Es ist prinzipiell möglich, das Mauerwerk zu erhalten.“ 
Auch der international renommierte Denkmalpfleger Prof. Dr. Thomas Danzl (TU München, Professur für Restaurierung und Konservierungswissenschaft) und der Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, Prof. Dr. Jens-Christian Wagner, haben sich nun noch einmal gegen den geplanten Abriss der Außenmauern ausgesprochen:

Nachdem die Staatsministerin für Kultur und Medien des Bundes und das Land Sachsen noch 2018 eine Förderung der gesamten Gedenkstätte KZ Sachsenburg u.a. aufgrund des Umganges mit der Kommandantenvilla abgelehnt hatten, sehen sie nun aufgrund der o.g. Gutachten und der Beschlüsse des Stadtrates der Stadt Frankenberg darin kein Hindernis für eine Förderung mehr.
Dabei wurde vom Stadtrat von Frankenberg auch beschlossen, die fünf prämierten Entwürfe des o.g. Ideenwettbewerbs von 2020, die eine große Bandbreite im Umgang mit der Villa aufweisen und die teilweise auch von den Kritikern gelobt wurden, zu ignorieren, keine Verhandlungen mit ihnen durchzuführen und einen nicht prämierten Entwurf aus Frankenberg selbst umzusetzen, der ebenfalls den Abriss bis auf den Sockel vorsieht.
Sowohl der Abriss der Villa selbst als auch die Umsetzung eines nicht prämierten Wettbewerbsentwurfes ohne Verhandlungen mit den prämierten Arbeiten stellen Präzedenzfälle für die gesamte Erinnerungs- und Wettbewerbskultur in Deutschland dar.
Das im Mai 1933 eingerichtete KZ Sachsenburg war ab 1934 das einzige KZ in Sachsen und zwischen Ende 1934 und Mitte 1936 eines von nur wenigen KZs in ganz Deutschland. Es war Ausbildungsstätte für die SS-Wachtruppe der KZ, aus denen später die SS-Totenkopfverbände hervorgingen, die ihrerseits eine der Keimzellen der späteren Waffen-SS waren. Damit stellt das KZ Sachsenburg eine „Brücke“ zu den nach 1936 errichteten Großlagern wie Buchenwald und Sachsenhausen dar. 
Die Kommandantenvilla war der zentrale Täterort in Sachsenburg. SS-Männer wie Karl Otto Koch, der spätere Kommandant des KZ Buchenwald und des KZ Majdanek, oder Arthur Rödl, später Kommandant des KZ Groß-Rosen, begannen hier ihre „Karrieren“. Die Kommandantenvilla stellt dabei einen der wenigen noch erhaltenen Täterorte in einem frühen KZ in Deutschland dar.
Informationen zur Villa: https://gedenkstaette-sachsenburg.de/der-ort/villa/
Offener Brief vom 16.9.2019 gegen den Abriss: https://docplayer.org/173242825-Offener-brief-zur-geplanten-gedenkstaette-sachsenburg-und-dem-abriss-der-kommandantenvilla.html
Stellungnahmen Prof. Danzl / Prof. Wagner: https://www.youtube.com/watch?v=jPiLN5IR6H4
Zur Villa: https://youtu.be/9pQfTNdZAhU?t=2494
Zu den Gutachten: https://youtu.be/9pQfTNdZAhU?t=9722
Zum Wettbewerb: https://www.wettbewerbe-aktuell.de/ergebnis/gedenkstatte-sachsenburg-umgestaltung-kommandantenvilla-135399
Offener Brief vom 18.6.2021 zum Wettbewerb: https://twitter.com/jenschristianw1/status/1405782637944377344
Video vom ehem. KZ-Gelände heute: https://www.youtube.com/watch?v=QlLYhgtgFbU

Vielen Dank für Ihre Unterstützung

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Angaben zur Petition

Petition gestartet: 30.09.2022
Petition endet: 10.11.2022
Region: Frankenberg/Sa.
Kategorie: Kultur

Neuigkeiten

Der Münchner Professor Thomas Danzl fordert die Sicherung der Ruine. Dafür sei es noch nicht zu spät, sagte er am Sonnabend. "Sowohl finanziell als auch technisch ist der Umgang mit Hausschwamm in Ostdeutschland erfolgreich belegt. Ohne das wären in Quedlinburg oder Meißen viele historische Gebäude nach der Wiedervereinigung nicht erhalten worden."

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