892 Unterschriften
Petent hat die Petition nicht eingereicht/übergeben.
Petition richtet sich an: Oberbürgermeister Christian Geselle
Wir protestieren gegen den Versuch, das Kunstwerk des documenta 14 Künstlers Olu Oguibe vom Königsplatz zu versetzen und ihm damit eine zentrale Dimension seiner Bedeutung zu rauben.
Wir fordern dazu auf, die Arbeit des Kunstwerks auf dem Königsplatz anzuerkennen: das heisst zu verstehen, wie es höchst gelungen die Zunahme rassistischer, antisemitischer, anti-muslimischer Diskurse sichtbar macht. Gleichzeitig fordert die Viersprachigkeit der Arbeit zu mehrsprachigen Auseinandersetzungen auf. Darin formuliert sich eine hoffnungsvolle Vision, in der Menschen unterschiedlicher Herkunft friedlich zusammenleben.
„Ich bleibe hier!“
Der Obelisk des nigerianisch/US-amerikanischen documenta-14-Künstlers Olu Oguibe steht seit Juni 2017 auf dem Königsplatz in Kassel — für diesen zentralen öffentlichen Platz der Stadt wurde er speziell entworfen. Auf dem skulpturalen Objekt angebracht ist, in goldenen Buchstaben und in englischer, deutscher, türkischer und arabischer Sprache, der Satz: „Ich war ein Fremder und du hast mich aufgenommen”. Der im Juli 2017 in Kassel mit dem renommierten Arnold-Bode-Preis ausgezeichnete Oguibe nennt den Obelisken einen „Aufruf zum Handeln“, der auf die Notlage der Menschen in der Diaspora verweist, die aufgrund von Krieg, Hungersnot und globalisierten wirtschaftspolitischen Missständen fliehen mussten.
Jedoch ist das Kunstwerk seit Ende der documenta 14 Ausstellung Zielscheibe zahlreicher, oft rassistisch gefärbter Kontroversen. Zunächst vernahm man aus dem Kasseler Stadtrat, die Crowdfunding-Kampagne zum Ankauf des Obelisken habe nicht genügend Geld generiert, um das Kunstwerk zu erwerben, woraufhin diskutiert wurde, ob es also überhaupt ‚ethisch‘ und ‚notwendig‘ sei, den Obelisk in Kassel zu behalten. Trotz der nicht ausreichenden Spendeneinnahmen ist der Galerist Olu Oguibes bereit, Oguibes Kunstwerk der Stadt für den vorhandenen Betrag zu verkaufen.
Im Rahmen dieses Aushandlungsprozesses wurden wir Zeuginnen eines enormen Mangels an Professionalität seitens der Kasseler Stadtverwaltung und des städtischen Kulturamtes sowie der politischen Parteien, die in der Stadtregierung vertreten sind. Wir beobachteten auch, wie der Künstler dazu gebracht wurde, die Ortsspezifik seiner Arbeit zu legitimieren, um sich den Argumenten der der Kommunalpolitiker zu widersetzen, die mit allen Mitteln versuchten, den Obelisk vom Königsplatz zu entfernen und zum Holländischen Platz, einem stark migrantisch geprägten Ort, zu transferieren. Eindeutig will man ihn aus dem Zentrum schieben. Damit verleugnet man, dass die die Adressatinnen des Monuments die sind, die das Zentrum bewohnen, und nicht die migrantische Bevölkerung. Denn der Obelisk stellt den Ruf der Peripherie (Migrant*innen, People of Color, Diasporas) an das Zentrum (Mehrheitsgesellschaft) dar, und dieses wird durch den Königsplatz repräsentiert. Somit ist der Standort zentraler Teil der Bedeutung des Kunstwerks.
Wir verlangen von den Bürgerinnen der Stadt Kassel einen respektvollen Umgang mit Künstlerinnen. Wir verlangen von den professionellen Kulturarbeiterinnen und Politikerinnen der Stadt einen Umgang mit Kunst, der den Standards der internationalen Kunst- und Kulturszene entspricht. Wir verlangen von allen denkenden Menschen, künstlerische, gesellschaftliche und politische Handlungen zu begrüßen, die der strukturellen Marginalisierung Afrikanischer und Schwarzer Künstler*innen in Deutschland entgegenwirken!
Begründung
Postkolonialste documenta = kontroverseste documenta – kein Zufall!
In den Kontroversen rund um den Verbleib des Obelisken auf dem Königsplatz kulminieren die Diffamierungen, die die documenta 14 aufgrund ihres postkolonialen und rassismuskritischen Schwerpunkts begleiten. Die documenta 14 thematisierte europäische Kolonialismen und Rassismen, sie addressierte die Rolle globaler Eliten und nationaler Politiker*innen innerhalb finanzieller und migrationspolitischer Krisen und betonte den Protagonismus Schwarzer, dekolonialer, antirassistischer und queer-feministischer Perspektiven.
Sie schuf so eine Plattform, auf der Kunst und populäre Politik zusammenprallten und sich gegensei-tig provozierten. Trotz großer Anerkennung in der Kunstwelt traf die documenta 14 auf Feindseligkeit und Widerstand bei manchen lokal-politischen Akteur*innen. Der AfD-Politiker Thomas Materner beispielsweise bezeichnete den Obelisken als „ideologisch polarisierte, entstellte Kunst". Zunehmender Rassismus ist also der Kontext der Bekämpfung des Obelisken, und so ist es kein Zufall, dass gerade gegen das antirassistische Werk eines Schwarzen Künstlers vorgegangen wird.
Rassismus ist das Problem. Die Stadtpolitik aber hat einen demokratischen Auftrag. Wir fordern sie daher dazu auf, jegliche Komplizenschaft mit rassistischen Tendenzen zu unterlassen und ihrem Auftrag gerecht zu werden, zu einem demokratischen und friedlichen Zusammenleben beizutragen.
Tretet dafür ein, den Obelisken an seinem Standort Königsplatz zu belassen!
Für Kassel als Teil einer Gesellschaft, die sich lokal, bundesweit, transnational für die Vielfalt der Welt öffnet!
Für Kassel als Stadt, die kritische Haltungen begrüßt!
Erstunterzeichnende:
Prof. Dr. Encarnación Gutiérrez Rodríguez, Giessen, Vorstand Fachgesellschaft für rassismuskritische, postkoloniale und dekoloniale Forschung und Praxis - Fachgesellschaft DeKolonial e.V.i.G
Prof. Dr. Iman Attia, Berlin, Vorstand Fachgesellschaft DeKolonial e.V.i.G
Prof. Dr. Manuela, Boatcă, Freiburg, Vorstand Fachgesellschaft DeKolonial e.V.i.G
Dr. Mariam Popal, Bayreuth, Vorstand Fachgesellschaft DeKolonial e.V.i.G
Dr. Noa Ha, Dresden, Vorstand, Fachgesellschaft DeKolonial e.V.i.G
Dr. Pınar Tuzcu, Kassel, Fachgesellschaft DeKolonial e.V.i.G
Prof. Dr Sergio Costa, Berlin, Fachgesellschaft DeKolonial e.V.i.G
Dr. Vanessa Thompson, Frankfurt a.M., Fachgesellschaft DeKolonial e.V.i.G
Murat Çakir, Kassel, Geschäftsführer RLS-Hessen
Violetta Bock, Kassel, Stadtverordnete Kasseler Linke
Mirko Düsterdieck, Kassel, Stadtverordnete Kasseler Linke
Lutz Getzschmann, Kassel, Stadtverordnete Kasseler Linke
Stephanie Schury, Kassel, Stadtverordnete Kasseler Linke
Ilker Sengül, Kassel, Stadtverordnete Kasseler Linke
Marlis Wilde-Stockmeyer, Kassel, Stadträtin Kasseler Linke
Tamim Mohammed, Kassel, selbstständiger Unternehmer
Serdar Kazak, Kassel, Drehbuchautor
Ralf Gentzsch, Kassel, Selbstständiger Unternehmer, Kassel
Yiğitcan Yılmaz, Kassel, Student
Ute Brinner, Kassel, Pädagogin
Ceren Türkmen, Berlin, Soziologin, Institut für Soziologie, Justus Liebig Universität
Frauengruppe Lose Fäden, Kassel, berufstätige Hausfrauen und Mütter
Each One Teach One e.V., Berlin
SAVVY Contemporary e.V., Berlin
No Humboldt 21! Bündnis, Berlin
Inititative Schwarze Menschen in Deutschland / ISD e.V., Berlin
Berlin Postkolonial e.V., Berlin
AfricAvenir International e.V., Berlin
AFROTAK TV CyberNomads, Berlin
Yaseen Mohammed, Kassel, niedergelassener Arzt
Daniel Bendix, Kassel/Berlin, kassel postkolonial und glokal e.V.
Autor*innen: Céline Barry - Each One Teach One e.V; Dr. Pınar Tuzcu, Vorstand DeKolonial e.V, Ayşe Güleç - kassel postkolonial
Fotografie Obelisk: (c) Nicolas Wefers
Link zur Petition
Abrisszettel mit QR Code
herunterladen (PDF)Neuigkeiten
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Petition wurde nicht eingereicht
am 14.09.2019Liebe Unterstützende,
der Petent oder die Petentin hat innerhalb der letzten 12 Monate nach Ende der Unterschriftensammlung keine Neuigkeiten erstellt und den Status nicht geändert. openPetition geht davon aus, dass die Petition nicht eingereicht oder übergeben wurde.
Wir bedanken uns herzlich für Ihr Engagement und die Unterstützung,
Ihr openPetition-Team -
Petition in Zeichnung - Danke für die Unterstützung!
am 28.06.2018Liebe Unterzeichner*innen der Petition,
im Namen der Organsiatorinnen dieser Petition danke ich allen, die die Petition unterschrieben haben.
Am Montag dem 18.6.2018 hat eine Allianz aus SPD, AFD und CDU im Kasseler Rathaus dafür gestimmt, dass der Obelisk zwar angekauft, dass aber mit dem Künstler bezüglich eines anderen Standorts für den Obelisken verhandelt werden soll. Deadline für diese Verhandlung ist Ende Juni. Wenn keine Einigung mit dem Künstler erreicht wird, soll der Obelisk abgebaut werden. Das Abstimmungsergebnis der Stadtverordneten übertrumpft also die in der Petition dargestellte Anaylse: der Obelisk soll angekauft, dann aber nicht nur aus dem Zentrum verdrängt, sondern gänzlich weggeschaftt werden (sehe HNA-Artikel www.hna.de/kassel/obelisk-kann-kassel-bleiben-ultimatum-laeuft-ende-juni-9963102.html)
Wir... weiter -
Änderungen an der Petition
am 18.06.2018
Debatte
Der Künstler möchte für seinen Obelisken einen Preis von 600.000€ haben. (+ Erhaltungskosten) Viel Geld, das woanders fehlt.