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Die Petition wurde abgeschlossen
Petition richtet sich an: Schleswig-Holsteinischen Landtag Petitionsausschuss
Unsere Kernforderungen an die Regierung des Landes Schleswig-Holstein
Wir fordern die Regierung des Landes Schleswig-Holstein auf, innerhalb von einem Jahr Schritte für die Umsetzung folgender Maßnahmen zu starten:
Ernährungsstrategie
Wir fordern von der Landesregierung, dass sie eine Ernährungsstrategie für eine nachhaltige Ernährung in öffentlich finanzierten Einrichtungen unter Einbeziehung aller relevanten Akteursgruppen entwickelt. Ziel dieser Strategie sollte unter anderem sein, die Lebensmittelverschwendung durch umfassende Abfallvermeidungskonzepte zu stoppen. Die Abfallquote muss bis 2030 um mindestens 50% reduziert werden. Dadurch können neben Ressourcen auch Kosten gespart werden. Gleichzeitig sollte darauf hingewirkt werden, dass in öffentlich finanzierten Einrichtungen bis 2030 schrittweise auf 100% Bio-Lebensmittel – vorzugsweise aus der Region – umgestellt wird. Kosteneinsparungen durch Abfallreduktion und eine nachhaltige Speiseplangestaltung ermöglichen die Versorgung mit Bio-Lebensmitteln, ohne dass deshalb Mittagessenspreise steigen müssen.
Faire Preise für gutes Essen
Caterer müssen für gute Qualität einen angemessenen Preis erhalten. Gleichzeitig muss das Mittagessen für alle – auch für Menschen mit wenig Geld – bezahlbar bleiben. Wir fordern die Landesregierung dazu auf, finanzielle Mittel bereitzustellen, um Zuschüsse für die Verpflegung der Kinder in Kitas und Schulen zu zahlen. Denn gutes Essen ist Teil des Bildungsauftrags der öffentlichen Hand. Die Landesregierung sollte gemeinsam mit kommunalen und privaten Trägern einen angemessenen Preisrahmen für das Essen etablieren. Gleichzeitig sollte die Landesregierung verbindliche Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstandards einführen.
Faire Lieferketten
Die Landesregierung sollte dafür sorgen, dass die Einhaltung von ILO-Kernarbeitsnormen in Kantinen des Landes verbindlich vorgeschrieben wird und mit glaubwürdigen Nachweisen belegt wird. Der Anteil von fair gehandelten Produkten sollte bei bestimmten Produkten (z. B. bei Bananen, Reis, Nüsse) stufenweise auf 100% angehoben werden. In Catering-Betrieben, die öffentlich finanzierte Einrichtungen versorgen, sollte tarifliche Entlohnung sichergestellt werden.
Gute Haltung für die Tiere – Schutz von Klima und Gesundheit
Die Haltungsbedingungen von Tieren sind aktuell häufig nicht mit dem Tierschutzrecht vereinbar. Die Landesregierung von Schleswig-Holstein sollte Standards für mehr Tierschutz gesetzlich verankern. Dazu sollte gehören, dass ab dem Jahr 2025 in öffentlichen Einrichtungen nur noch tierische Produkte aus ökologischer Tierhaltung kommen. Auch die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zu einem maßvollen Fleisch- und Wurstkonsum sollten für öffentlich finanzierte Einrichtungen verbindlich verankert werden – auch zum Schutz der Gesundheit und des Klimas.
Bildung und Beratung für die Ernährungswende
Küchenfachkräfte müssen bei der Umsetzung der erhöhten Qualitäts- und Nachhaltigkeitsanforderungen unterstützt werden. Deshalb fordern wir die Errichtung und Finanzierung eines Förderprogramms zur Bildung und Beratung für eine nachhaltige Verpflegung bis 2030. Die Beratungsleistungen sollten flächendeckend in Schleswig-Holstein angeboten werden und sich an Erfolgsmodellen (wie z.B. an der Bildungs- und Beratungsarbeit des House of Food in Dänemark) orientieren. Im Rahmen des Programms soll zudem Informations- und Bildungsarbeit für Eltern, Kinder, Leitungen und Träger der Einrichtungen sowie für pädagogisches Personal angeboten und Beteiligungsprozesse geschaffen werden, um Unterstützung und Akzeptanz für die Umstellung der Verpflegung zu gewinnen.
Kernforderungen an die Kommunen: Vorreiter für Nachhaltigkeit werden!
- Wir fordern die Kommunen in Schleswig-Holstein dazu auf, sofort Maßnahmen zu ergreifen, um die nachhaltige Gestaltung unseres Ernährungssystems durch die öffentliche Beschaffung von Lebensmitteln voranzubringen. In Ausschreibungen für die Kita- und Schulverpflegung und in Verträgen mit privaten Kitaträgern sollten Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstandards für das Essen etabliert werden. Zentrale Standards sollten sein:
- Schrittweise Erhöhung des Einsatzes von Bio-Lebensmitteln (vorzugsweise aus der Region) auf 100% bis 2030 – beginnend mit tierischen Lebensmitteln
- Einsatz von fair gehandelten Produkten (v.a. bei Reis und Bananen)
- Standards für eine gesundheitsförderliche Speiseplangestaltung/Verbindliche Umsetzung der DGE-Empfehlungen zum Fleisch- und Wurstkonsum
- Umsetzung von Abfallvermeidungskonzepten
- Standards für mehr Nachhaltigkeit beim Fischkonsum: u.a. Fisch nur aus zertifiziert nachhaltiger Fischerei und Verzicht auf Fisch aus Grundschleppnetzfischerei; Alternativen zum wöchentlichen Fischkonsum anbieten
Zur Unterstützung bei der Umsetzung erhöhter Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstandards sollten die Kommunen Beratungsleistungen finanzieren.
Begründung
Warum gibt es dringenden Handlungsbedarf?
Aktuell zwingen uns der Angriffskrieg Putins auf die Ukraine und die Corona-Pandemie, unsere Erzeugung und Versorgung mit Lebensmitteln neu zu überdenken. Gleichzeitig steht unser Ernährungssystem vor weiteren enormen Herausforderrungen im Hinblick auf den Gesundheits-, Tier-, Umwelt- und Klimaschutz sowie im Hinblick auf faire Preise und Menschenrechte in Nahrungsmittellieferketten. Das aktuelle Landwirtschafts- und Ernährungssystem verursacht Schäden mit hohen gesellschaftlichen Folgekosten. Deshalb muss die Politik Rahmenbedingungen setzen und Fördermaßnahmen finanzieren, um einen nachhaltigen Wandel zügig voranzubringen.
Ein wichtiger Hebel für die Umgestaltung unseres Ernährungssystems ist die öffentliche Beschaffung von Lebensmitteln und die Etablierung von Nachhaltigkeitsstandards für die Ernährung in öffentlich finanzierten Einrichtungen wie zum Beispiel Kitas und Schulen. Dadurch können wichtige Impulse ausgehen für eine Umstellung der Nahrungsproduktion.
Eine gesundheitsförderliche, nachhaltige Ernährung ist Teil des staatlichen Bildungsauftrags. Kinder und Jugendliche müssen die Chance bekommen, sich in Kitas und Schulen gesundheitsförderlich und nachhaltig zu ernähren. Es ist wissenschaftlich belegt, dass das Ernährungsverhalten von Erwachsenen in der Kindheit entscheidend geprägt wird. Daher können in Kita und Schule erlernte nachhaltige Ernährungsstile einen langfristigen, positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben.
Sowohl die Kommunen als auch die Landespolitik sind gefragt, den notwendigen Wandel hin zu einem zukunftsfähigen Ernährungssystem durch eine nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung spürbar voranzubringen.
Warum brauchen wir einen grundsätzlichen Wandel unseres Ernährungssystems?
- Etwa 37% der Treibhausgasemissionen hängen mit unserem Landwirtschafts- und Ernährungssystem zusammen.[1] Ein grundlegender Wandel der Art und Weise, wie Nahrungsmittel hergestellt und konsumiert werden, ist dringend notwendig für den Klimaschutz.[2] Ein ambitionierter Klimaschutz ist wiederum essentiell für die Sicherung unserer zukünftigen Nahrungsproduktion.
- Das durch die Landwirtschaft entscheidend mit-verursachte Artensterben und der Verlust an fruchtbaren Böden stellt eine Bedrohung für die zukünftige Nahrungsproduktion dar. Eine drastische Reduktion des Einsatzes von Pestiziden und synthetischen Düngemitteln ist von hoher Bedeutung für den lebenswichtigen Schutz von Böden, Gewässern und Artenvielfalt.[3]
- Gleichzeitig ist eine Umstellung auf mehr Tierschutz und Nachhaltigkeit in der Tierhaltung essenziell. [4] Um dem Anspruch echten Tierschutzes gerecht zu werden, brauchen Tiere unter anderem wesentlich mehr Platz. Zudem ist eine Reduktion der Tierbestände und des Konsums tierischer Lebensmittel erforderlich, um einen dringend notwendigen Beitrag zur Abmilderung der Klimakrise und zur Sicherung der Welternährung zu leisten. Dies ist auch im Interesse des Schutzes von Menschen vor lebensbedrohlichen Krankheiten: Der zu hohe Konsum von Fleisch und Wurst führt zu einem erhöhten Risiko für Krebs, Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauferkrankungen.[5] Darüber hinaus führt der hohe, regelmäßige Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung zur Ausbreitung multiresistenter Keime. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor einer Ära, in der gewöhnliche Infektionen und leichte Verletzungen auf Grund antibiotikaresistenter Keime wieder tödlich werden können.[6]
- Insgesamt belaufen sich die Kosten, die die Landwirtschaft in Deutschland durch Schäden z.B. im Hinblick auf Klima, Biodiversität, Luftschadstoffe, Wasserbelastungen und Bodendegradierung verursacht, laut der Zukunftskommission Landwirtschaft auf 90 Milliarden Euro jährlich.[8]
- Der Handlungsbedarf ist also enorm. Das gilt auch für die bisher fehlende Fairness in unserem Ernährungssystem – national und international: Entlang internationaler Lieferketten kommt es verbreitet zu Menschenrechtsverletzungen und zur Verwehrung existenzsichernder Einkommen in der Nahrungsmittelproduktion.
Unser von 19 Akteuren unterzeichnetes Positionspapier enthält weitere Forderungen und Argumente:
[1] https://www.ipcc.ch/srccl/
[2] https://www.science.org/doi/10.1126/science.aba7357
[3] https://cordis.europa.eu/article/id/26574-pollinators-key-to-one-third-of-global-crop-production/de
[4] https://www.greenpeace.de/publikationen/rechtsgutachten-konventionellen-schweinemast
[5] https://www.iarc.who.int/featured-news/media-centre-iarc-news-redmeat/
[6] https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/antibiotika-who-warnt-vor-weltweit-steigenden-resistenzen-a-966796.html
[7] https://www.science.org/doi/10.1126/science.abc3189
[8] https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/abschlussbericht-zukunftskommission-landwirtschaft.pdf?__blob=publicationFile&v=15
Link zur Petition
Abrisszettel mit QR Code
herunterladen (PDF)Angaben zur Petition
Petition gestartet:
29.08.2022
Petition endet:
28.11.2022
Region:
Schleswig-Holstein
Kategorie:
Landwirtschaft
Debatte
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