114 Unterschriften
Sammlung beendet
Petition richtet sich an: Die Bürgerinnen der Stadt Quakenbrück
Offener Brief an die Organisatoren des Festes der Kulturen der Stadt Quakenbrück
Das Fest der Kulturen ist in aller Munde. In diesem Jahr leider nicht nur positiv. Initiiert wurde es 2015 mit dem Ziel „die Menschen, die hier leben, mit ihren unterschiedlichen kulturellen Erfahrungen zusammenzubringen“ und „die kulturelle Vielfalt Quakenbrücks [zu] feiern“ (NOZ), damit „eine ganze Stadt die gemeinsame Vielfalt und ein Miteinander“ feiert, „das vielleicht nicht immer zu hundert Prozent an jeder Stelle funktioniert“ (NOZ). Wenn es nach den Planern des Festes geht, gehört in diesem Jahr wenigstens eine Kultur nicht zur Vielfalt unserer Stadt, die es zu feiern gilt:
So wurde „ausdrücklich erwünscht, dass die Burlesque-Gruppe nicht auftritt“, die in den vergangenen Jahren das Fest, gemeinsam mit anderen Gruppen der Tanzschule Rolleder, immer wieder bereichert hat.
Von der NOZ angesprochen, begründet die Stadt dies damit, dass es immer wieder Veränderungen bei dem Fest gebe und die Burlesque-Gruppe im vergangenen Jahr schließlich schon aufgetreten wäre. „In keiner Weise ist es das Ansinnen des Planungskreises, Gruppen auszuschließen.“ Eine schwache Begründung, die so bisher wohl noch keinem anderen der immer wieder auftretenden Show-Acts entgegen gebracht wurde. Zumal die Begründung in der Mail an Frau Rolleder ein paar Wochen zuvor noch ganz anders klang: Man vermute, dass viele Menschen denken, dass Burlesque und ein Familienfest nicht zusammen passen. Um auf die „Befindlichkeiten von Personen aus anderen Kulturen und Religionen“ Rücksicht zu nehmen, müsse man „für alle Beteiligten immer versuchen einen Kompromiss [zu] finden.“
Begründung
Diese Haltung halten wir aus verschiedenen Gründen für problematisch.
Das Fest der Kulturen in Quakenbrück wurde initiiert, damit die unterschiedlichen Kulturen sich kennenlernen, aufeinander zugehen und sich gegenseitig akzeptieren lernen. Das Fest soll Brücken bauen zwischen den in unserer Stadt lebenden Bevölkerungsgruppen. Damit trägt die Stadt als Veranstalterin eine wichtige Aufgabe: Toleranz und Miteinander zu fördern ist einer der wichtigsten Tragpfeiler der Integration. Dazu gehört jedoch nicht nur die Toleranz gegenüber migrantischen Kulturen, sondern umgekehrt muss bei unseren Mitbürgern mit Migrationshintergrund die Toleranz gegenüber unserer westlichen Kultur eingefordert werden. Denn Toleranz ist in der Integrationsarbeit keine Einbahnstraße!
Wenn nun einzelne Mitbürger Beschwerden über den Auftritt der Burlesque-Gruppe geäußert haben, wäre es nicht Aufgabe der Veranstalter gewesen, hier ein klares Standing zu zeigen und Toleranz gegenüber unserer Kultur einzufordern?
Burlesque-Tanz gehört nicht in die Schmuddelecke und wir halten es gegenüber den Tänzerinnen für verletzend, dass ihnen suggeriert wird, sie würden einem Hobby nachgehen, für das sie sich schämen müssten. Alle feministischen Kritikpunkte in diesem Zusammenhang aufzuführen, würde den Rahmen sprengen, aber einmal mehr wird Frauen eingeredet, die Art und Weise, wie sie sich präsentieren, wäre gesellschaftlich nicht zumutbar. Darüber hinaus ist es auch unter dem unternehmerischen Standpunkt bedenklich, dass die Arbeit von Frau Rolle der hier in ein deutlich falsches Licht gerückt wird.
Burlesque geht in ihrer Bedeutung zurück auf Scherz, Spaß und Schabernack und fand bereits im 16. Jahrhundert im italienischen Theater Verwendung und ist eng verwandt mit der Karikatur und der Parodie. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich aus der grob komischen Theater-Burleske eine sinnliche Bühnenshow. In den letzten Jahrzehnten steht der Begriff für die humorvoll verführerische Show die sich an den Pin-up-Girls der 50er-Jahre orientiert. In der Form, wie die Burlesque von der Gruppe der Tanzschule Rolle der aufgeführt wird, findet sich nichts Jugendgefährdendes. Vielmehr steht diese Tanzform symbolisch für die Emanzipation und körperliche Selbstbestimmung der Frau. Menschenrechte, die unserer Meinung nach gerade auf einem Familienfest der Kulturen thematisiert werden sollten!
Manche Migranten kommen aus Gesellschaften, in denen Frauen keinen oder nur geringen Wert haben. Gleichberechtigung und Selbstbestimmung sind Themen, die für Menschen aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern undenkbar sind. Aufklärung und Emanzipation sind historische Errungenschaften unserer westlichen Gesellschaft, die in einigen Ländern außerhalb der westlichen Kultur kaum bis gar nicht stattgefunden haben. Es sind jedoch Themen, auf denen unsere Kultur, unser gesellschaftliches Zusammenleben fußt. Nicht umsonst leben wir in einem säkulären Staat, der zurecht allen Religionen ihre Freiheit einräumt, jedoch die Freiheit durch Religion nicht einschränken lässt. Gehen wir auf Forderungen ein, die unsere Freiheit in künstlerischer Darstellung und weiblicher Selbstbestimmung einschränken, gefährden wir auf Dauer unsere demokratische Freiheit. Über ein Jahrhundert lang kämpfen Frauen für Gleichberechtigung. Üben wir falsche Toleranz, weil sich konservative Randgruppen in ihren religiösen Vorstellungen gestört fühlen, riskieren wir unsere hart erkämpfte Freiheit zu verlieren und gleichzeitig geben wir dem Rechtspopulismus Vorschub, der sich nur zu gern dieses Thema aneignet.
Der ehem. Bundesinnenminister Thomas de Maizière formulierte einmal: „Bei der Integration können wir nicht alle Ausprägungen anderer Kulturen tolerieren. Wir müssen Toleranz über unsere Werte definieren, darüber, wo einerseits unsere Akzeptanz und andererseits unsere Zurückweisung gefragt ist.“ Wirkliche Integration erfordert ein gemeinsames Werteverständnis, das sich an unserer Leitkultur orientieren muss. Das Bewusstsein für unsere Werte bildet das Fundament für eine gute Integration in unsere Gesellschaft und schafft nachhaltige Voraussetzungen für gesellschaftlichen Zusammenhalt.
In diesem Sinne hoffen wir, dass im kommenden Jubiläumsjahr des 10. Quakenbrücker Festes der Kulturen wieder alle Kulturen mit Freude an dieser schönen und wichtigen Veranstaltung teilnehmen können.
Link zur Petition
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Petition gestartet:
15.05.2024
Petition endet:
14.08.2024
Region:
Quakenbrück
Kategorie:
Kultur
Neuigkeiten
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Änderungen an der Petition
am 18.05.2024 -
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am 17.05.2024 -
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am 17.05.2024
Debatte
Burlesque ist eine Tanzform, an der nichts Anstößiges ist und ich habe den größten Respekt vor den Mädels, die das lernen und berrschen. Quakenbrück soll bunt bleiben und da gehört eine Tanzgruppe genau so hin wie alles andere, was die Kulter vielfältig macht!
Noch kein CONTRA Argument.