Lieber Bruce Springsteen,

wir mögen, bewundern und verehren Sie, Ihre Musik und ihre heart-stopping, pants-dropping, house-rocking, earth-quaking, booty-shaking, love-making, le-gen-dary E Street Band schon seit langem und von ganzem Herzen.

Neben der Tatsache, dass Ihre ersten sieben Alben allesamt makellose Meisterwerke sind, die man tagelang mit einer abgesägten .410er Schrotflinte beschießen könnte, ohne sie tot oder auch nur klein zu kriegen, sind wir immer wieder fasziniert davon, wie Sie es schaffen, sich und Ihre Musik im Hier und Jetzt zu verankern.

Das geschah und geschieht oft, indem Sie sich Einflüssen von außen geöffnet und auch mit Musikern aus jüngeren Generationen ausgetauscht haben - was natürlich prinzipiell löblich und auch absolut gutzuheißen, ist. Schließlich kennen wir alle die rückgewandten Renitenzler zur Genüge, deren Früher so viel besser war als unser Heute. So sind Sie nicht, und das freut uns.

Die Idee, Tom Morello in die E Street Band zu holen, war dennoch keine gute. Nicht falsch verstehen: Rage Against The Machine sind/waren eine Spitzenband, in Form und Inhalt gleichermaßen wegweisend wie innovativ, und die Fässer, die Morello dort aufgemacht hat, schlagen sich selbst so manchen Boden aus. Morello ist integer, klug und steht auf der richtigen Seite.

Dennoch wollten wir Ihnen, Herr Springsteen, vorschlagen, in Zukunft auf die Mitwirkung dieses zweifellos ziemlich talentierten und bestimmt auch sehr netten Menschen zu verzichten.

Hier die Gründe:

Sie selbst spielen Gitarre. Sie haben Steve van Zandt in der Band. Der spielt auch Gitarre. Und wie! Dann kam irgendwann Nils Lofgren dazu. Ein – richtig! – Gitarrist. Und auch Soozie Tyrell lässt es sich zu (zugegeben) seltenen Anlässen nicht nehmen und tauscht ihre Violine gegen eine – ratensemal! – Gitarre. Tom Morello ist in diesem Gefüge also Guitar Rambo Number Five. Das sind zu viele, ehrlich.

Sicher, wir haben uns im Laufe der Jahre dran gewöhnt, dass die E Street Band wächst wie die Dunkelheit am Rande der Stadt, wenn der Geist in der Nacht sein hungriges Herz brillant verkleidet. Aber Morello ist nicht nur das fünfte Rad am Klotz am Bein am Barte des Propheten, sein Uiiiiuiiiuiiiui-Kr-Kr-Kr-Uiuiuiuiiuiiui-Stil passt auch absolut nicht zu Ihnen und zum Sound der E Street Band. Doch nicht nur der Stil, auch sein Auftreten ist eines E Street Mitglieds kaum würdig. Haben Sie mal gesehen, wie der Gitarre spielt? Wie verdammt hoch das Instrument hängt? Manchmal glaubt man ja fast, seine Fender sei in Wahrheit ein Deoroller, mit dem er sich beim Spielen die Achseln behandelt. Als der liebe Gott die Coolness verteilt hat, hat Morello sich lieber zehn Dudelfinger geholt.

Vielleicht wollen Sie aus genannten Gründen zumindest darüber nachdenken, auf der anstehenden Europatour auf Tom Morello zu verzichten? Deshalb haben wir diese Petition an Ihren deutschen Veranstalter Marek Lieberberg gerichtet, der hat ja vielleicht auch was davon: Ein Musiker weniger spart bestimmt eine Menge Geld (für Hotelzimmer, Effektgeräte, Räuchertofu, Spontanbesuche in Karl Marx' Elternhaus etc..)

Wir meinen es nur gut mit Ihnen und uns, wir fordern ja auch nicht gleich die Rückkehr zur traditionellen siebenköpfigen E Street Band-Besetzung aus den Siebzigern und Achtzigern (wobei: warum eigentlich nicht?) und es ist auch nicht unsere Absicht, respektlos mit Ihnen und Ihrer Arbeit umzugehen. Aber schöner wärs schon ohne das Tom. Und keine Angst: Wenn Sie uns ignorieren (wovon wir ausgehen), kommen wir natürlich trotzdem in die dritte Reihe, recken Ihnen unsere Handys, Schilder und Kleinkinder entgegen und feiern Sie und die E Street Band nach Strich und Faden ab. Aber vielleicht können Sie dann Tom Morello zumindest vorher einen längeren Gitarrengurt schenken. Ja?

Mit den besten Grüßen

Billy, Diamond Jackie, Fish Lady