25.09.2020, 18:11
1. Foto mit copyright-Einbettung Greenpeace
2. Beschreibung: tiergerechter statt tiergerecht - Stufe 1 ist noch nicht wirklich tiergerecht. Die Überschrift wurde von Ihnen im Rahmen der Formatierung eingefügt
3. Begründung: Ergänzung "bei Mastschweinen" 20 % mehr Platz. Das staatl. Tierwohlkennzeichen hat bisher erst Kriterien für Mastschweine definiert. Es gab Irritationen, ob das auch für Rinder und Hühner gilt - nein gilt nicht, deshalb die Konkretisierung.
Neuer Petitionstext: **Petition: Qualitätssiegel „Geprüfte Qualität – Bayern“: Hofeigene und europäische, gentechnikfreie Futtermittel einsetzen und Tierschutzkriterien stärken**
Wir fordern von der Bayerischen Staatsregierung und dem Landtag eine Aktualisierung der Qualitätsbestimmungen des staatlichen Siegels für den tierischen Produktbereich
**1. Futtermitteleinsatz:** Mind. 50 % der Futtermittel müssen vom eigenen Betrieb stammen und bis zu 50 % der Futtermittel können europäischen Ursprungs aus EU-Ländern sein. Bei Sojaprodukten müssen diese der Zertifizierung von „Donausoja“ entsprechen. Futtermittel aus Übersee dürfen nicht eingesetzt werden. Die Qualifizierung ist umzusetzen ab dem 01.01.2022.
**2. Gentechnikfrei:** Die mit GQB ausgelobten Produkte sind gentechnikfrei, der Einsatz von gentechnisch veränderten Futtermitteln ist nicht zulässig. Die Qualifizierung ist umzusetzen ab dem 01.01.2022.
**3. Tiergerecht:** Tiergerechter:** Die Leistungsinhalte (Haltungsbedingungen, Transportzeiten für Schlachttiere, Tierzukäufe und -verkäufe) sind an die Anforderungen an eine tiergerechte Nutztierhaltung anzupassen. Die Kriterien müssen deutlicher als bisher über dem gesetzlichen Mindeststandard liegen (mind. Stufe 1 des staatlichen Tierwohlkennzeichens).
Die Qualifizierung ist umzusetzen ab dem 01.01.2023.
**Petent: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, AbL-Bayern e.V.** abl-bayern@web.de sowie www.abl-bayern.info/startseite/
**Unterstützer: Bund Naturschutz Bayern | Greenpeace | Katholische Landvolkbewegung – KLB | Landes-bund für Vogelschutz in Bayern – LBV | Misereor | Nord-Süd-Forum München | Parents for future | ProVieh**
Neue Begründung: **Begründung zu 1) Heimische und europäische, gentechnikfreie Futtermittel:** Futtermittelimporte stehen seit langem in der Kritik, weil sie in den Anbauländern zu Umweltproblemen führen, agrarindustrielle Strukturen, Nahrungsmittelkonkurrenz und soziale Konflikte fördern. Sie verursachen großflächige Landnutzungsänderungen und den Verlust wertvoller Wald- und Savannenflächen (wie z.B. dem für das Weltklima so wichtigen Regenwald).
Hierzulande führen sie zu Nährstoffüberschüssen (v.a. Gülle) und großen Tierbeständen, die bei einer flächengebundenen Tierhaltung nicht möglich wären.
Das Kriterium „50 % der Futtermittel vom eigenen Betrieb“ zielt auf diese Flächenbindung ab.
Die Corona-Pandemie hat uns unser aller Verletzlichkeit deutlich vor Augen geführt. Die Hinweise verdichten sich, dass Covid-19 und weitere gefährliche Infektionserkrankungen durch Viren von Wildtieren auf den Menschen übertragen werden. Die Art, wie wir global Landwirtschaft betreiben und Raubbau an natürlichen Habitaten betreiben, spielt hier eine zentrale Rolle. Indem wir Lebensräume von Tieren zerstören, wird die Barriere zwischen Menschen und Tieren, die die Viren in sich tragen, immer geringer. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Virus auf den Menschen überträgt. Brasilien etwa wird seiner Verantwortung für den Schutz des Regenwaldes nicht gerecht, verbietet sich Einmischungen und hat Abholzungen und Brandrodungen forciert.
Das Qualitäts- und Herkunftssicherungssystem „Geprüfte Qualität – Bayern“ steht für regionale Herkunft und zusätzliche Kontrollen. Für die eingesetzten Futtermittel gibt es nur geringfügig über den gesetzlichen Bestimmungen liegende Vorgaben zur Qualitätssicherung, aber keinerlei Vorgaben für die Herkunft. So kann es sich auch um gentechnisch-verändertes Soja aus Übersee handeln, da ca. 80 % des Sojas gen-technisch verändert sind. Dies ist mit dem Regionalitäts- und Qualitätsprinzip des Siegels nicht vereinbar.
In Bayern wurden bereits mehr als 300.000 Tonnen durch heimische Futtermittel ersetzt, u.a. durch die Eiweißinitiative des Agrarministeriums seit 2011. Trotzdem werden jährlich noch ca. 500 000 Tonnen importiert. Auch immer mehr bayerische Molkereien verbieten den Bezug von Futtermitteln aus Übersee für ihre Lieferanten. Mit heimischen Leguminosen, Nebenprodukten der Ölpflanzen- und Getreideverarbeitung sowie einer hohen Grundfutterleistung aus Grünland kann der Bedarf gedeckt werden.
**Eine konsequente Verwendung von regionalen und europäischen Futtermitteln leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz von bisher unberührten Lebensräumen**
**Begründung zu 2) Tiergerechte Nutztierhaltung:** Mit der Petition soll ein Beitrag geleistet werden zum Umbau der Tierhaltung hin zur flächengebundenen, tiergerechten Nutztierhaltung. Bei der Umsetzung der Empfehlungen der Borchert-Kommission zur Zukunft der Nutztierhaltung und der Einführung der staatlichen Tierwohlkennzeichnung muss Bayern vorangehen. Eine gesetzlich verpflichtende Haltungskennzeichnung ermöglicht Verbrauchern eine transparente Kaufentscheidung. Stufe 1 des Zeichens mit einem um 20 % erhöhtem Platzangebot bei Mastschweinen kann dabei sicher nur ein erster Schritt hin zu einer gesellschaftlich gewünschten Tierhaltung sein.
Die Finanzierungsvorschläge des Borchert-Berichts zeigen einen für die Landwirte gangbaren Weg des Umbaus auf, wenn sie einkommenswirksam gestaltet werden.
Bei den Leistungsinhalten des GQB-Zeichens für tierische Produkte ist seit dem 31.12.2012 keine Anpassung erfolgt. Wir finden: diese Anpassung an höhere Standards ist überfällig.
Die Intensivtierhaltung ist neben der Zerstörung von Lebensräumen und Ökosystemen ein weiterer Hochrisikofaktor für pandemische Krankheiten, da große Tierhaltungsanlagen als Zuchtstätte von Vire-nerkrankungen Virenerkrankungen tierischen Ursprungs gelten.
Die aktuelle Haltung unserer Nutztiere stellt daher eine relevante Gefahr für die Ausbreitung von Erkrankungen wie Vogel- oder Schweinegrippe dar. Die Tiere werden unter Bedingungen gehalten, die die genetische oder gesundheitliche Resistenz der Tiere kaum noch gewährleisten. Eine große Tierdichte und ein hoher Durchlauf versorgen die Viren mit ständig neuen Wirtstieren, was die Ansteckungsfähigkeit und Gefahr von Mutationen der Viren fördert.
**Hintergrundinfos**
- www.bpb.de/politik/innenpolitik/coronavirus/308483/pandemien-umwelt-und-klima
- www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/gefahrliche-eindringlinge-droht-nach-der-schweine-und-vogelgrippe-in-zukunft-eine-3200.php
- albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/tierproduktkonsum-pandemien
- www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Tiere/Nutztiere/200211-empfehlung-kompetenznetzwerk-nutztierhaltung.pdf?__blob=publicationFile&v=2
Unterschriften zum Zeitpunkt der Änderung: 348 (313 in Bayern)