04.11.2014, 19:07
Sehr geehrte Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses „Am Richtsberg 88“,
nachdem ich vor kurzem von der Petition der „Studierendeninitiative Richtsberg 88“ erfahren habe, möchte ich gerne selbst Stellung nehmen:
In der Nacht zum 24. Juni 2014 wurde im Keller des Hauses „Am Richtsberg 88“ von einem bislang Unbekannten ein Feuer entfacht. Ich bin unendlich froh, dass durch das schnelle und professionelle Eingreifen unserer Feuerwehr alle Bewohnerinnen und Bewohner unverletzt gerettet werden konnten.
Die erste Herausforderung bestand darin, 280 Menschen – darunter viele Familien mit kleinen Kindern – innerhalb eines Tages so unterzubringen, dass niemand in der ersten Sammelstelle im Georg-Gaßmann-Stadion übernachten musste. Sie können sich vorstellen, dass dies aufgrund der angespannten Wohnsituation in unserer Stadt keine einfache Aufgabe gewesen ist. Dank der guten und schnellen Zusammenarbeit von Stadtverwaltung, Philipps-Universität, Studentenwerk und dem großen Engagement von Privatpersonen konnten wir allen Beteiligten eine Unterkunft bieten.
Parallel dazu lief bereits die Schadensermittlung am Gebäude selbst. In einer ersten Stellungnahme des Sachverständigen hieß es zunächst, dass nach einer gründlichen Reinigung des Hauses ein Wiederbezug durch die Mieter möglich wäre. Aufgrund dieser Aussage sind die Mieterinnen und Mieter des Hauses durch das Studentenwerk informiert worden. Gleichzeitig wurde eine Brandschadenssanierung durch Fachfirmen veranlasst und die Infrastruktur des Gebäudes – Stromversorgung, Aufzüge – zum größten Teil wieder in Stand gesetzt. Leider musste dem Studentenwerk im August mitgeteilt werden, dass das Gebäude im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung neu bewertet werden müsse um zu gewährleisten, dass das Haus vor dem Wiedereinzug der Mieterinnen und Mieter den aktuellsten Brandschutzanforderungen entspricht. Deshalb war es leider nicht möglich, einen Wiedereinzug vor Beginn des Wintersemesters zu ermöglichen.
Wie Sie wissen, wird momentan ein umfassendes Brandschutzkonzept erstellt, das im Anschluss abgearbeitet werden muss. Da dieses Konzept noch nicht vorliegt wissen wir nicht, wie umfangreich die Arbeiten am Haus sein werden. Und dies ist auch der Grund, warum momentan niemand sagen kann, wann das Haus wieder bewohnbar sein wird. Ich selbst bedaure es sehr, dass ein Rückzug in diesem Jahr vermutlich nicht mehr möglich sein wird. Ich kann absolut nachvollziehen, dass diese Situation für alle Bewohnerinnen und Bewohner mehr als unbefriedigend ist. Aber ich hoffe, dass Sie auch die Sichtweise des Studentenwerks verstehen. Natürlich soll das Haus sicher und sauber sein, wenn Sie wieder einziehen, damit eine Situation, wie wir sie jetzt haben, nicht mehr entstehen kann. Ich kann Ihnen versichern, dass momentan alles getan wird, um Ihnen einen schnellen Rückzug in Ihr Zuhause zu ermöglichen.
Trotzdem bitte ich Sie um Verständnis für die geschaffenen Übergangslösungen. Der Magistrat der Universitätsstadt Marburg arbeitet eng mit dem Studentenwerk zusammen, um allen Bewohnerinnen und Bewohnern angemessene Wohnungen oder Zimmer zur Verfügung zu stellen und darüber hinaus jede benötigte Hilfe zu gewährleisten. Dies zeigt sich auch darin, dass ich dem Studentenwerk in Kürze 3 Wohnungen anbieten kann, die an Familien aus dem Gebäude „Am Richtsberg 88“ vermietet werden können. Ich hoffe, dass dies ein erster Schritt ist, um die Situation zu entschärfen. Auch wenn es nach außen wirkt, als wäre momentan ein Stillstand eingetreten kann ich Ihnen versichern, dass weiterhin fieberhaft daran gearbeitet wird, Ihnen zeitnah zu helfen. Jede einzelne Bewohnerin und jeder einzelne Bewohner liegt mir am Herzen.
Ihr
Egon Vaupel
Oberbürgermeister der Universitätsstadt Marburg