07.09.2022, 12:19
Aktualisierung der Verlinkung mit der Information auf der Homepage der Gemeinde Wehringen
Neuer Petitionstext:
Die Gemeinde Wehringen will ihr Gewerbegebiet im Auwald der Wertach erweitern. Dafür sollen 45 Hektar Wald zerstört werden. Die Planungen dafür sind über 20 Jahre alt, konnten aber nicht umgesetzt werden, solange die Flächen nicht im Eigentum der Gemeinde waren. Im Jahr 2000 hatte die Stadt Bobingen Einspruch erhoben, bei einer erneuten Vorlage 2015/16 aber zugestimmt mit der Auflage, dass die Belange der Bürgerinnen und Bürger aus der Siedlung unbedingt geschützt werden. Inzwischen existiert ein rechtsgültiger Bebauungsplan, der juristisch kaum mehr angreifbar ist. Am 24. November 2021 hat der Gemeinderat von Wehringen einen Durchführungsbeschluss gefasst. Die Arbeiten sollen im Herbst 2022 beginnen.
Die untere Naturschutzbehörde des Landkreises Augsburg hat die Genehmigung mit der Auflage verbunden, angrenzende Biotope zu erhalten. Außerdem will sich die Gemeinde verpflichten, auf spätere Erweiterungen zu verzichten und ersatzweise woanders 67,2 Hektar aufzuforsten.
Wehringen informiert online dazu (hier auch ein Satellitenbild der Fläche):
www.wehringen.de/aktuelles/detail/eintrag/an-der-waldstrasse-entsteht-ein-neues-gewerbegebiet-mit-rund-40000-quadratmetern-flaeche/. www.wehringen.de/aktuelles/detail/eintrag/aus-ehemaliger-industriebrache-entsteht-das-gewerbegebiet-hoechst/
Wir meinen: Dieses Vorhaben muss angesichts der sich verschärfenden Klimakrise und des Artensterbens neu bewertet werden. Es passt nicht mehr in unsere Zeit!
Wir appellieren an den Bürgermeister und den Gemeinderat von Wehringen: Geben Sie das Projekt auf! In unserer Umgebung sind bereits zu viele Flächen versiegelt und unwiederbringlich für die Natur verloren. Sehen Sie dieses Stück Natur als einen Schatz an, den es für die Zukunft zu bewahren gilt!
BUND Naturschutz in Bayern, Kreisgruppe Augsburg/Ortsgruppe Bobingen und Fridays for Future Augsburg
Neue Begründung:
Ein Auwald lässt sich nicht einfach durch Neupflanzung ersetzen.
Der Hauptteil der künftigen Gewerbefläche ist mit etwa 80jährigem Fichtenhochwald bestanden, ein kleinerer Teil mit ökologisch wertvollem Hasel- und Erlenniederwald mit viel Totholz und der für einen Auwald typischen Krautschicht (im Frühling Buschwindröschen, Schlüsselblumen, Veilchen, Lungenkraut u.a.). Die den Fichtenwald umgebenden alten Buchen und Eichen sorgen dort bereits jetzt für Naturverjüngung. Ein hoher Grundwasserstand, verursacht durch den Aufstau der Wertach, schafft gute Wachstumsbedingungen. Pfützen bieten Amphibien Laichgelegenheit. Die Laubwaldbereiche beherbergen eine vielfältige Vogelwelt.
Der Wald verbindet hier die Naturgroßräume des Wertachauwalds und der Westlichen Wälder als Korridor für wandernde Arten und dient als Pufferzone für die dahinterliegenden Biotope. Eine Störung würde diese als Lebensräume entwerten.
Das Projekt schmälert die Lebensqualität in der Bobinger Siedlung.
Vom Wehringer Ortskern liegt das Gewerbegebiet weit weg. Dagegen befindet es sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem Ortsteil Siedlung der Stadt Bobingen. Für diesen ist der Auwald eine wichtige Frischluftschneise. Rodung und Versiegelung würden zusätzliche sommerliche Erwärmung, Lärm und andere Emissionen verursachen und den Verkehr auf der angrenzenden Kreisstraße mit ihrer gefährlichen Kreuzung anwachsen lassen. Wenn die Aufnahmefähigkeit des Bodens durch Versiegelung verringert wird, könnten Starkregenereignisse die Siedlung gefährden.
Im zweiten Weltkrieg wurden im angrenzenden Areal Explosivstoffe in riesigen Mengen hergestellt. Es ist nicht bekannt, wieweit der Boden auf der überplanten Fläche verseucht ist. Bei den Räumungsarbeiten könnten giftige Stoffe freigesetzt werden und auf die Gemeinde Wehringen hohe Kosten zukommen.
Die Gemeinde sucht auf ihrer Homepage erst Interessenten für die Gewerbeflächen. Daraus ist zu schließen, dass kein dringender Bedarf von Seiten ansässiger Firmen besteht.
Das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz der Bundesregierung fordert die Kommunen zum Erhalt ihrer Wälder auf.
Wir zitieren: "Durch"Durch die Mehrung der Waldfläche soll die Vielfalt der Landschaft und die Lebensraumqualität für viele Arten erhöht werden, die Biotopvernetzung verbessert und positive Effekte auf das Lokalklima sowie den Landschaftswasserhaushalt erzielt werden ... Durch den gezielten Umbau bestehender, nicht naturnaher Wälder und die Wiederbewaldung geschädigter Waldflächen können sich naturnahe Waldökosysteme entwickeln. Deren Biodiversität und Strukturreichtum sind Grundvoraussetzung für die Klimaanpassungsfähigkeit und die Resilienz von Wäldern. Naturnahe Waldökosysteme verbessern außerdem den Wasserhaushalt in der Landschaft ... Öffentliche Wälder werden eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung hin zu naturnahen, klimaresilienten und nachhaltig bewirtschafteten Wäldern einnehmen."einnehmen."
"In"In urbanen Gebieten leisten Grün- und Freiflächen einen wichtigen Beitrag zum Natürlichen Klimaschutz sowie zur Klimaanpassung und sorgen für mehr Lebensqualität ... Zusammenhängende Grünflächen sorgen für Kalt und Frischluftschneisen und bieten vielen Tierarten einen Lebensraum. ... Neben der Neupflanzung kommt dem Erhalt von Altbaumbeständen eine wesentliche Bedeutung für den Natürlichen Klimaschutz zu. Wir wollen den Flächenverbrauch, der immer noch durchschnittlich über 50 Hektar pro Tag beträgt ... zügig reduzieren ... Eingriffe in Natur und Landschaft durch Siedlung und Verkehr sind so weit wie möglich zu vermeiden. Bereits zerschnittene Lebensräume sollen wieder besser miteinander vernetzt und die ökologische Durchlässigkeit wiederhergestellt werden."werden."
www.bmuv.de/download/dl-aktionsprogramm-natuerlicher-klimaschutz
Unterschriften zum Zeitpunkt der Änderung: 1.787 (107 in Wehringen)