20.04.2012, 14:54
Rechtschreibfehler korrigiert
Neue Begründung: Otto Barning Bartning gilt als der wichtigste protestantische deutsche Kirchenbaumeister des 20. Jahrhunderts. Die von Otto Bartning in Zusammenarbeit mit weiteren Architekten entworfenen "Notkirchen" bzw. "Typenkirchen" stellen ein einzigartiges sakrales Flächendenkmal dar. Die charakterischen, charakteristischen, offen sichtbaren Holzbinderkonstruktionen nehmen das zeitlos gültige Bild vom "Zelt in der Wüste" auf und vermittelten den Menschen in der Nachkriegszeit Orientierung und Geborgenheit, ohne sich vordergründiger Stimmungsarchitektur oder historistischer Anleihen zu bedienen. Die Architektur dieser Kirchen entstand im Geiste des Expressionismus und verband die demokratisch orientierte Vorkriegsmoderne der Weimarer Republik mit den Bedürfnissen und Möglichkeiten der Nachkriegsjahre zu meditativ-strengen meditativen Raumkonzepten. Diese Kirchenbauten begründeten in einer Zeit, wo im Kirchenbau jegliche Orientierung abhanden gekommen war, eine neue Leitvorstellung für evangelische Sakralarchitektur. Entscheidend ist, dass einerseits die vorhandene Erfahrung mit Kirche als Raum für die Menschen erlebbar wurde, gleichzeitig aber so viel Neues erfahrbar, Chance und Hoffnung angekündigt wurde, dass dieses Projekt als Symbol eines neu entstehenden 'anderen' Deutschland aufgefasst werden darf - ein weltoffenes, gemeinschaftsbezogenes, demokratisches und in die Zukunft gerichtetes Verständnis von Kirche repräsentierend, das die Verangenheit Vergangenheit aber nicht ausblendet. Die beiden Nachkriegs-Bauprogramme wurden durch die internationalen Spenden (hauptsächlich aus den USA) zum Zeugnis einer auf Versöhnung ausgerichteten Nachkriegsordnung, beinhalteten ganz bewusst die "Hilfe zur Selbsthilfe", richteten sich auch auf die Integration von Flüchtlingen und Vertriebenen, umfassten West- wie Ostdeutschland, und sind in den Gesamtkontext des Wiederaufbaus im Nachkriegsdeutschland einzuordnen. Die hochrangige Qualität dieser Kirchen ergibt sich nicht nur aus der Tatsache eines einzigartigen Flächendenkmals, sondern darüber hinaus aus der architekturgeschichtlichen, kulturgeschichtlichen und kirchengeschichtlichen Bedeutung. Welche Kirchen wären besser geeignet - und glaubwürdiger -, um Kirchenarchitektur wie auch die Suche der Kirche nach Orientierung in der Ära des 20. Jahrhunderts künftigen Generationen anschaulich zu vermitteln?