23.08.2016, 12:14
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Frage: Hat Friedrichshafen einen Baustil?
Brand: Das ist eine gute und berechtigte Frage. Ja! Ein Großteil der Friedrichshafener Baukultur und des Baustils ist geprägt von der Zeit des Wiederaufbaus. In einem Vorzeigebeispiel sitzen wir gerade: Das Rathaus wurde Mitte der fünfziger Jahre gebaut, geprägt von jener Zeit. Es gab ein schnelles, auch anorganisches Wachstum in einer Zeit, als der Zuzug nach Friedrichshafen sehr groß war. Ich denke aber auch an die Eröffnung des Zeppelin-Museums vor 20 Jahren und parallel dazu die Sanierung von Altstadtquartier und Hafenbahnhof: Da hat der Gemeinderat vor einem Vierteljahrhundert die richtige Weichenstellung für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung geleistet. Den typischen Häfler Baustil, der vom Spätmittelalter geprägt ist wie in vielen Städten, den finden Sie hier aber eben nicht.
Der Stil beim Bauen ist ins Gerede gekommen. Kritiker lästern, in Friedrichshafen gelinge vor allem die Quadratur des Betons. Man vermisst Respekt vor historischem Bauwerk. Ist der Abriss vom Hotel Schöllhorn ein möglicher Wendepunkt in der Diskussion?
Brand: Das Thema Schöllhorn führte zu der für die Zukunft wichtigen Frage: Wie gehen wir mit Gebäuden um, die nicht denkmalgeschützt sind, aber zu denen viele Häfler persönliche Beziehungen haben? Wir haben auch die Frage mitgenommen, wie die Stadt Grundstücke sichern kann, die für die Stadtentwicklung bedeutsam sind. Unsere Diskussion geht bis hin zu der Frage, ob es einen Gestaltungsbeirat braucht, der uns – also Gemeinderat und Verwaltung – begleitet und berät. Es geht um die Frage: Wie entwickelt sich eine Stadt architektonisch? Das sind gute Gedanken, die Erster Bürgermeister Dr. Köhler auch noch in die Gremien einbringen will. Da sind wir auf einem guten Weg, wir sind durch die Diskussion sensibler und aufmerksamer geworden.
Ein interessanter Aspekt dabei: Transportiert hat diese Kritik ein ganz neues Medium – eine Gruppe bei Facebook, die gegründet wurde von Ihren Gesprächspartnern in Sachen Schöllhorn-Hotel. Es ist eine Facebook-Gruppe mit 8000 Mitgliedern. Das hat Gewicht. Wie sehen Sie das?
Brand: Also, meine Ansprechpartner waren Herr Liptau und Herr Schwarz direkt und außerhalb der Gruppe. Mir ist wichtig, dass man solche Dinge nicht im Internet bespricht, sondern im Gespräch, im Austausch von Argumenten und der Entwicklung von Ideen. Die Diskussion mit Herrn Liptau und Herrn Schwarz ist noch in Gange. Das ist besser und nachhaltiger, als ein Like oder ein Dislike zu posten.
Aber damit kann man Meinung machen.
Brand: Ja, aber Meinung machen auf Facebook ersetzt nicht das Gepräch miteinander. Das Gespräch, das ich mit Herren Liptau und Herrn Schwarz hier hatte, das brauchte Zeit, war aber auch gut.
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(Artikel: www.wochenblatt-online.de/de/lokales/detail-ravensburg/article/bei-wohnungen-da-geht-einiges.html)