22.07.2013, 22:20
Kirchen sind – wie wir fühlen und wissen – keine gewöhnlichen Immobilien, die wie Kaufhäuser oder Bürogebäude nach ökonomischen Kriterien (fehlende Kirchensteuereinnahmen, hohe Unterhaltungskosten, fehlender Zulauf) einfach geschlossen werden könnten. Vielmehr handelt es sich bei Kirchengebäuden um affektive, ideelle Werte unserer Gesellschaft, die nicht bloß als materielle Substanz und konvertible Verfügungsmasse anzusehen sind. Kirchen besitzen einen Mehrwert jenseits aller Kosten-Nutzen-Rechnungen und über ihre reine Funktion hinaus.
Ein Kirchengebäude ist mehr als ein Bauwerk, es ist ein Topos, ein Ort des Geistes, es ist ein Symbol. Es stellt immer auch ein Abbild dar; d. h. es bringt religiöse Sinngehalte zum Ausdruck. Oder um mit dem Philosophen Ernst Bloch zu sprechen, beim Kirchenbau geht es um „den Glanz dahinter“. Es ist dieser spirituelle Glanz, nennen wir es die Ästhetik des Erhabenen, den ein Kirchenbau von einem Zweckbau ohne übergreifenden Sinngehalt unterscheidet.
Leider ist zu beobachten, dass unsere Gesellschaft ihre kulturellen Werte verstärkt unter wirtschaftlichen Aspekten betrachtet, was auch auf anderen Gebieten zu nicht ersetzbaren Verlusten führt. So wie der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Dr. G. Fürst, es ausdrückte: „Wenn wir Gotteshäuser abreißen, leisten wir einer Gesellschaft und einer Mentalität Vorschub, die nur noch nach materiellen Erwägungen handelt.“