28.07.2015, 19:49
I LOVE KARL
lautet, skandiert von Megaphonen, das Motto des ebenso fröhlichen wie ernstgemeinten Happenings im Kampf um den Verbleib der Fakultät für Architektur der Hochschule München in dem traditionsreichen Gebäude an der Karlstraße 6. Begleitet von schwarzblauen Drohgebärden im Südwesten des bayerischen Himmels startet am 22. Juli kurz nach 16:00 Uhr ein Demonstrationszug von weit über 300 Studierenden, Professoren und Freunden der Architekturschule. Auf mitgeführten Spruchbändern und Plakaten werden Statements von der Website der Petition zur kulturgeschichtlichen und aktuellen Bedeutung der Architekturschule, gegen die von der Hochschulleitung und dem Bayerischen Kultusministerium geplante Aussiedlung der Schule in einen sogenannten Campus Nord an der Lothstraße zitiert.
An der Spitze des Zugs tragen Studierende der Architekturschule selbstgefertigte Modellhäuser, die den inneren Zusammenhang aller mit Architektur befasster Institutionen in dem weltweit wohl einmaligen Kunstareal der Stadt München symbolisieren. Animiert von Akwaabe Rhythmen, Radio Kabul und Voodoo Sound, dargeboten von der bestens aufgelegten Express Brass Band München, bewegen sich die schwarzgekleideten Demonstranten im Wiegeschritt durch die Barerstraße zu dem Architekturmuseum der TU in der Pinakothek der Moderne, von dort in die Türkenstraße zum Sitz des Bundes Deutscher Architekten in Bayern, der Architekturbuchhandlung Werner und der Architekturgalerie, von kurzen Regenschauern unbeirrt, zur TU, zum Zentralinstitut für Kunstgeschichte in der Katharina-von-Bora-Straße und weiter zum NS-Dokumentationszentrum.
An jeder der architekturaffinen Stätten setzen die Studenten als Ausdruck einer geistig-künstlerischen Verbundenheit eines der Modellhäuser ab. Die Leiter und Exponenten der genannten Einrichtungen erklären in kurzen Ansprachen ihre Solidarität mit den Demonstranten. Offenkundig stellt sich die gesamte Münchner Architektenschaft, sofern sie nicht heillos im Bürokratismus versumpft ist, gegen die sinnlose, unmotivierte und kontraproduktive Dislokation der Architekturschule. Die Integrität des Münchner Kunstareals, so Professor Nerdinger vom NS-Dokumentationszentrum und Professor Pfisterer vom Zentralinstitut für Kunstgeschichte, und damit die einzigartige institutionelle Dichte von Kunst und Architektur in München müssen erhalten bleiben, und nicht zuletzt geht es auch um den städtebaulichen Umgang mit der Architektur der 50-er Jahre, der in München bereits irreparable Schäden zugefügt wurden, wie Professor Gaenßler, emeritierter Dekan der Architekturschule, in Erinnerung rief.
Auf dem großen Rasenplatz vor der Architekturschule klingt die wunderbar beschwingte und engagierte Veranstaltung in einem Sommerfest open end aus.
Geschrieben von Hans Dieter Eberhard
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