Volksvertreter Thomas Kämpfer
Stellungnahme zur Petition Kein 23-Meter-Bettenturm am Kronberger Bahnhof
SPD, zuletzt bearbeitet am 28.04.2016
Ich lehne ab.
Sehr geehrte Damen und Herren,
meine Entscheidung ist eine Entscheidung nach einer langen Diskussion in Partei und Fraktion der SPD. Unseren Standpunkt haben wir in dem nachfolgenden Text zusammengefasst.
WAS GESCHIEHT AM BAHNHOF KRONBERG?
Vom 17. August bis 18. September 2015 lagen die Bebauungspläne für den Kammermusiksaal, das Studien- und Verwaltungszentrum der Kronberg Academy und das Hotel am Bahnhof im Rathaus aus. Diese sogenannte Offenlegung - ein Schritt im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens, häufig auch abgekürzt als B-Plan Verfahren bezeichnet – soll jedem Bürger und jeder Bürgerin die Möglichkeit geben, Anregungen oder Bedenken in das Verfahren einzubringen. Die Verwaltung muss diese Bedenken und Anregungen dann bewerten und mit einer Empfehlung versehen der Stadtverordnetenversammlung vorlegen, die darüber entscheidet, welche Anregungen sie aufgreift, bevor sie die Bebauungspläne endgültig beschließt.
HINTERGRUND
Für einen Teil des Bahnhofsbereichs möchte die Stadt Kronberg einen Bebauungsplan gemäß § 13 a BauGB aufstellen. Als ersten Schritt in dem dafür vorgesehenen Verfahren hat die Stadtverordnetenversammlung vor einem Jahr, am 17. Juli 2014, einen sogenannten Aufstellungsbeschluss gefasst. Das Ziel der Planungen ist es, Baurecht für einen Kammer-musiksaal mit Studien- und Verwaltungszentrum sowie ein Business Hotel zu schaffen. Dazu wurde ebenfalls 2014 ein Architektenwettbewerb durchgeführt. In dessen Preisgericht saßen neben den Fachleuten – den Fachpreisrichtern - Sachpreisrichter aus allen Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung. Gewonnen hat diesen Wettbewerb das Büro Staab Architek-ten aus Berlin. Die Ergebnisse wurden nach dem Wettbewerb im Rathaus ausgestellt, es gab mehrere Bürgerinformationsveranstaltungen und öffentliche Führungen, in denen die Pläne erläutert wurden. Schließlich wurden die Wettbewerbsergebnisse zwischen den Bauherren und dem Planungsbüro überarbeitet und ihre Offenlegung im Juli dieses Jahres beschlossen.
BÜRGERINTERESSEN
Inzwischen hat sich eine Interessengemeinschaft gebildet, die sich unter verschiedenen Aspekten gegen den Bau des Hotels am Bahnhof wendet. Darüber hinaus wendet sich diese Interessengemeinschaft gegen eine weitere Bebauung auf dem südlichen Teil des Bahnhofsareals und am Grünen Weg. Sie sammelt Unterschriften an verschiedenen Plätzen in der Stadt und anlässlich von Hausbesuchen.
BEHAUPTUNGEN UND FAKTEN
Selbstverständlich ist eine solche Unterschriftenaktion grundsätzlich legitim. Allerdings sollten die dabei vorgetragenen Aussagen den Tatsachen entsprechen.
So gibt es etwa einen Unterschied zwischen den Daten des Bebauungsplans und den letztlich tatsächlichen Daten. Setzt der Bebauungsplan an einer Stelle eine maximale Höhe fest, so heißt das, dass diese Höhe nicht überschritten, wohl aber unterschritten werden darf.
In der Darstellung der Interessengemeinschaft wird suggeriert, am Kronberger Bahnhof ent-stehe ein 23 m hoher Gebäudeblock. Es wird der Vergleich mit dem „Messerturm“ in Bad Soden – einem Gebäude an der Kronberger Straße in Bad Soden – und von einem „Bettenturm“ gesprochen. Dieser Vergleich ist irreführend und vermittelt einen völlig falschen Eindruck. Denn das geplante Hotel am Bahnhof in Kronberg wird kein Monolith werden. Steht man am Bahnhofsgebäude, wird man auf der Basis der dortigen Höhenlinie von 217 Metern über Normal Null als Null-Linie auf einen Baukörper mit 15 m Höhe blicken. Diese Höhe entspricht der Traufkante, also der Regenrinne an der Streitkirche im Herzen der Altstadt.
Der höhere Teil des Hotelbaus springt dann 10 Meter zurück und erreicht erst dort, in den Hang hinein gehend eine tatsächliche Höhe von 21,5 Metern. Von der Schillerstraße aus gesehen wird dieser Teil jedoch nur mit einer Höhe von 13,5 Metern wahrgenommen werden, denn es gibt eine Höhendifferenz von 8 Metern zwischen dem Bahnhofsvorplatz und der Schillerstraße. Diese liegt auf 225 Metern über Normal Null.
Das Haus Bahnhofstraße 23, dem Hotel gegenüber liegend, hat seine Traufkante auf der Höhe von 232 Metern über Normal Null. Das bedeutet, es hat eine Höhe von 15 Metern gemessen von der Null-Linie auf 217 Metern NN und von 12,5 Metern gemessen vom Niveau der Bahnhofsstraße aus. Da die Dachkante, die sogenannte Firsthöhe auf der Höhe von 235,7 Metern liegt, wird der höhere Teil des Hotels, der nicht direkt an der Straße liegt, dieses Gebäude um etwa drei Meter überragen, während der davor liegende, flachere Teil des Hotels 3 Meter niedriger als das Haus Bahnhofstraße 23 ist. Die tatsächliche Höhe des höchsten Teils des Hotels bleibt mit 21,5 Meter unter den im Bebauungsplan genannten 23 Metern.
Weitere, irreführende Behauptungen der Interessengemeinschaft sind die Aussagen, der Platz vor dem Hotel sei mit 200 qm kleiner als der Schirnplatz in der Kronberger Altstadt und über diesen Platz sollten dann auch noch der Verkehr und der frei zu legende Winkelbach führen. Außerdem fielen sämtliche P&R-Plätze weg.
Tatsächlich wird der Raum vor dem Hotel bis zum Bahnhofsgebäude und in Richtung Lokschuppen wesentlich größer sein. Er wird zwischen der verkehrsberuhigt ausgebauten Straße und dem Bahnhofsvorplatz liegen und eine Gestaltung erhalten, die zum Aufenthalt einlädt. So wird es dort eine Außenbewirtschaftung der Bahnhofsgaststätte geben und Freiflächen mit Bäumen entlang der Straße und öffentliche Parkplätze. Aus diesem Grund kann dort gar kein Eindruck von Enge entstehen. Der Bach wird auch nicht über den Platz führen, sondern unter ihm hindurch geleitet.
Die exakte Anzahl der Parkplätze am Bahnhof steht derzeit noch nicht fest, weil die endgültige Freiflächen- und Straßenplanung noch nicht ausgearbeitet ist. Es wird sich aber eine Anzahl von bis zu 80 Stellplätzen ergeben, die verschiedenen Nutzungsarten – P&R, bewirtschaftetes oder freies Parken – zugeordnet werden können. Die verkehrlichen Auswirkungen wurden durch ein Verkehrsgutachten untersucht, das keine negativen Folgen festgestellt hat.
SPD POSITION
Die SPD sieht ein Business Hotel als dringend nötig an und betrachtet es als Teil der Wirtschafts- und Tourismusförderung und damit als wichtigen Baustein für die Zukunftssicherung in unserer Stadt. Die hier ansässigen, großen Unternehmen haben einen entsprechenden Bedarf, aber auch die Vereine, die anlässlich von Veranstaltungen immer wieder in Kronberg auch größere Gästegruppen unterbringen müssen. Wenn irgendwo in Kronberg landschaftsverträglich höher gebaut werden kann, dann sicherlich an dieser Stelle am Bahnhof. Und durch die Lage im Tal passt sich das Gebäude in seinen Höhenlinien der ansteigenden Umgebung und deren Bebauung so ein, dass es nicht als überdimensioniert angesehen werden kann. Es besitzt auch keinen Turm oder Blockcharakter. Darüber hinaus sind Höhen von fünf Geschossen – etwa an der Hainstraße/Victoriastraße – in Kronberg mehrfach zu finden. Sie haben keinen störenden Charakter. Die Begrünung des Areals wird dazu beitragen, fließende Übergänge zu den umgebenden Grünflächen herzustellen. Die vorgesehene Zahl an Zimmern ist die Untergrenze für ein wirtschaftlich zu führendes Qualitätshotel, dessen Wirtschaftlichkeit vom Betreiber Hilton geprüft wurde. Bisher sind alle Versuche gescheitert, einen privaten Hotelier zu finden, der ein Haus mit weniger Zimmern betreiben würde.
Wir sind außerdem der Meinung, dass die Platzgestaltung zwischen dem Hotel und dem Bahnhof dazu entschieden beitragen wird, Kronberg endlich ein angenehmes Entrée für Besucher wie für Berufspendler zu geben. Zwar werden Parkplätze wegfallen, aber immer noch genügend für unseren eigenen Bedarf an dieser Stelle geschaffen werden. Es kann nicht sinnvoll sein, dass die Stadt Kronberg auch für Pendler, die weit überwiegend nicht aus Kronberg, sondern dem Hintertaunus kommen, wertvollen Grund und Boden kostenfrei als Parkraum zur Verfügung stellt. Im Übrigen werden immer Parkplätze wegfallen, egal was dort gebaut werden würde, auch bei einem niedrigeren Hotelgebäude. In Zukunft werden in Kronberg Süd zusätzliche P&R Plätze angeboten werden.
Mit dem grundsätzlichen Votum für das Hotel am Bahnhof bewahren wir Sozialdemokraten den Blick für das Ganze. Wir wollen uns nicht von Partikularinteressen leiten lassen, auch wenn sie als vermeintliche Sorge um unsere Stadt verpackt werden! Perspektiven für Kron-berg zu entwickeln und zu verwirklichen, ist unsere Aufgabe heute, damit Kronberg zukunftsfähig bleibt.