Volksvertreterin Nicole Ludwig

Stellungnahme zur Petition Neues Stadion für Hertha BSC!

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, zuletzt bearbeitet am 18.12.2019

Ich enthalte mich.

Liebe Hertha-Fans!

Für Berlin wäre es natürlich ein großer Verlust, wenn Hertha BSC das Olympiastadion als Mieterin verlässt. Es liegt auf der Hand, dass dies ein mehrere Millionen Euro schwerer Einnahmeausfall für das Land Berlin wäre, der nicht zu ersetzen ist. Daher ist mir, als Vertreterin ALLER Steuerzahler*innen natürlich erstmal nicht daran gelegen, dem Mieter zu helfen, aus dem Objekt auszuziehen.

Auf der anderen Seite ist Ihr Wunsch nach einem "echten" Fussball-Stadion absolut nachvollziehbar und ich glaube auch, dass es im heutigen Profi-Fussball quasi keine Alternative gibt. Nach jetzigem Stand der Technik und auch aufgrund des Denkmalschutzes wäre ein Umbau des Olympiastadions nur bedingt zielführend. Von der Vermarktbarkeit ganz abgesehen. Und wenn Hertha doch selber ein anderes Grundstück für den Bau eines Stadions findet, wären sie als Mieterin verloren, so oder so. Die Variante "Speckgürtel" würde ja vielleicht doch wieder eine Option, wer weiss.

Daher ist mir auch daran gelegen, eine für alle Seiten langfristig befriedigende Lösung in Berlin zu finden. Und natürlich hat das Gelände Olympiapark den unbezahlbar starken Vorteil der 1a-Verkehrsanbindung. Egal über welchen anderen Standort wir sprechen - die Erschließungskosten wären überall immens und eine ähnlich leistungsstarke Anbindung nur für ein neues Fussballstadion zu schaffen, ob am Festplatz oder woanders, ist vor den Steuerzahler*innen, die nicht Hertha-Fans sind, nur schwer zu vertreten, gerade wenn man sich all die anderen Herausforderungen anschaut, vor denen die Stadt steht (Ausbau ÖPNV, Schulbau, Wohnungsbau usw.).

Für uns Grüne ist eine Bedingung, wenn wir über einen neuen Standort auf dem Gelände des Olympiapark reden, dass Hertha BSC ernsthaft gesprächsbereit ist, was die öffentliche Nutzung des gesamten Olympiaparks angeht. Denn auch hier sind sie Hauptmieter und verhindern eine umfangreiche Nutzung durch Dritte. Da die Konditionen dieses kurz nach der Jahrtausendwende geschlossenen Vertrages für Berlin und die Berliner*innen sehr suboptimal sind, gehört dieser Vertrag zwingend in die Verhandlungsmasse. Das hat Hertha bisher leider ausgeschlossen.

Eine umfangreiche öffentliche Nutzung des Olympiaparks und auch des Olympiastadions als "Open Sport Space" wäre - neben der Erbpacht für ein neues Grundstück - eine für mich denkbare (nicht monetäre) Kompensation des Einnahmeausfalls, der durch den Auszug aus dem Olympiastadion entstehen würde - leider ist hier jegliches Engagement seitens Hertha BSC bisher zu vermissen.

Und natürlich müsste - wenn wir über den Standort Hanns-Braun-Strasse für ein neues Stadion sprechen - eine befriedigende, einvernehmliche Lösung für die Mieter*innen der dortigen Wohnungen gefunden werden - auch hier hat sich Hertha BSC selber sehr ungeschickt verhalten.

Ihre Forderung, einen runden Tisch einzuberufen, an dem sich alle Beteiligten über eine Lösung austauschen, kann ich rundum unterstützen! Doch bevor wir wie von Ihnen gefordert "alles in unserer Macht stehende dafür unternehmen, dass Hertha BSC ab 2025 in einer eigenen, reinen Fußballarena auf Berliner Boden spielen kann" (zitiert aus Ihrer Petition), muss auch Hertha BSC überlegen, was sie in ihrer Macht stehendes unternehmen kann, um neben den eigenen auch die Interessen der Berliner*innen und des Landes Berlin künftig stärker zu berücksichtigen.

Mit herzlichen Grüßen
Ihre
Nicole Ludwig

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