Volksvertreter Johannes Moser

Stellungnahme zur Petition Erhalt der Geburtshilfe im Krankenhaus Radolfzell

Freie Wähler, zuletzt bearbeitet am 15.12.2016

Ich stimme zu / überwiegend zu.

Sehr geehrte Team openPetition,

ich danke Ihnen für die Möglichkeit zur Abgabe einer persönlichen Stellungnahme zur Geburtshilfe in Radolfzell. Ich wundere mich ein wenig, dass ich als Kreisrat aus Engen zu einer Stellungnahme zum Erhalt der Geburtsklinik in Radolfzell gebeten werde. Im Zusammenhang mit der aus Radolfzell initiierten politischen Diskussion um die Geburtsklinik frage ich mich, wo denn die Solidarität aus Radolfzell für die Mitarbeiter und Patienten am Engener Krankenhaus zu vernehmen war, als im Mai 2015 die Geriatrische Schwerpunktabteilung des Gesundheitsverbundes zusammen mit der Inneren und der Chirurgischen Abteilung, also die kompletten stationären Einrichtungen in Engen und damit die gesamte Grundversorgung, nach Radolfzell verlagert wurde?

Damals haben sich doch alle Radolfzeller Kreisräte, Krankenhausmitarbeiter, Ärzte, der Betriebsrat, der Oberbürgermeister und der Gemeinderat weggeduckt oder sich vermutlich innerlich sogar gefreut, dass auf dem Rücken des Standortes Engen eine Stärkung des Krankenhauses Radolfzell erfolgte. Nicht nur die Engener Bürgerschaft, sondern vor allem die Mitarbeiter und Patienten in Engen hätten sich eine politische Unterstützung auch aus Radolfzell erwartet. Das berechtigte Argument für die vom Kreistag vorgegebene wohnortnahe Versorgung wurde damals auch von uns ins Feld geführt. Und ich frage Sie auch, wenn nicht im Fall der Schließung des gesamten stationären Teils, der die weitreichendste Konsequenzen für einen Standort bedeutet, wann sollten dann noch wirtschaftliche Aspekte keine Rolle für den Erhalt einer örtlichen Versorgung spielen? Sie können jetzt ja sagen, dass eine Geburtshilfe wichtiger ist als eine Versorgung für ältere Menschen. Ich bin der Meinung, man kann medizinische Hilfeleistungen an Menschen nicht vom Alter abhängig machen. Dann kommen wir in gefährliches Fahrwasser.

Die Schließung der stationären Abteilungen in Engen und die Verlagerung des geriatrischen Schwerpunktes nach Radolfzell waren meines Erachtens die Nagelprobe des Verbundes für künftige Entscheidungen zur dezentralen Versorgung. Leider wurde es damals nicht von allen erkannt. Die Geburtsklinik wird sehr wahrscheinlich auch nicht der letzte Versuch zur Konzentration der medizinischen Leistungen von den kleinen Häusern an die großen Standorte sein.

Unabhängig von der mangelnden Solidarität aus Radolfzell bei der Verlagerung der Engener Geriatrie bin ich kein Politiker, der gerade so plädiert, wie es opportun erscheint. Ich verstehe auch die Verantwortung der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates, die zum Erhalt der Ertragskraft des Gesundheitsverbundes nach wirtschaftlichen Lösungen streben müssen. Andererseits haben wir im Kreistag den Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz GmbH ganz bewusst auch zum Erhalt der dezentralen Versorgung und der kleineren Krankenhausstandorte gegründet. Zudem reklamieren die Krankenhausträger seit Jahren zu Recht, dass die finanziellen Lasten der stationären Gesundheitsversorgung nicht von allen Kreisbürgern gleichsam getragen wird, obwohl für alle Bürger das Angebot vorgehalten wird. Mit dem finanziellen Beitrag des Landkreises zum Erhalt der Geburtsklinik in Radolfzell könnte ein erster Schritt für mehr Gerechtigkeit unter den Kreiskommunen getan werden. Deshalb werde ich im Kreistag den Antrag aus Radolfzell unterstützen und für den Erhalt der dortigen Geburtsklinik und damit auch für den Erhalt der kleineren Krankenhausstandorte stimmen.

Mit freundlichen Grüßen

Johannes Moser
Kreisrat

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