Volksvertreter Hermann Holste
Stellungnahme zur Petition Rettet unsere Salinen in Bad Kreuznach
Die Grünen, zuletzt bearbeitet am 02.07.2020
Ich stimme zu / überwiegend zu.
Ich befürworte eine öffentliche Anhörung im Parlament/Plenum.
Wenn zwei Salinen stillgelegt und damit unwiederbringlich entfernt werden, geht damit wieder ein Teil unserer Stadthistorie verloren. Auch wenn ein Teil der Gradierwerke stehen bleibt, wird durch die „Teilbeseitigung“ eine Tür geöffnet und es ist zu befürchten, dass die Tür zukünftig noch weiter aufgestoßen wird, um in unserer Stadt weitere historische Gebäude und Einrichtungen einer rigorosen wirtschaftlichen Prüfung zu unterwerfen. Es wird nicht mehr danach gefragt, welchen kulturellen, geschichtlichen und ökologischen Wert die Güter haben, alles unterliegt dem Zwangsdiktat der Ökonomie. Doch unschätzbaren Werte, wie die Salinen, dürfen einer wirtschaftlichen Prüfung erst gar nicht unterzogen werden.
Die Salinen haben nicht nur für das sehr enge Tal zwischen Rheingrafenstein und Rotenfels einen überragenden ökologischen Wert, sondern auch für das Stadtgebiet und den Stadtteil BME.
Durch den Bau des Kombibades und des neu erschlossenen Wohngebietes beim ehemaligen Predigerseminar wird der Autoverkehr durch mehr Besucher und Anwohner im Salinental signifikant zunehmen mit der Folge, dass viel mehr Abgase und Feinstäube produziert werden, als bisher.
Insbesondere in den heißen Sommermonaten, die durch den stattfindenden Klimawandel immer unerträglicher werden, wird eine Kompensation der durch den Autoverkehr entstehenden zusätzlichen Luftschadstoffen kaum noch möglich sein. Darüber hinaus, wird sich der Tourismus im Salinental drastisch reduzieren. Warum besuchen uns jährlich so viele Menschen mit Atemwegserkrankungen? Sie wohnen in Gebieten mit schlechter Luftqualität und besuchen uns, um unsere gute und gesunde Luft zu inhalieren. Und diese gute Luft stammt aus unseren Salinen.
Nun, es ist nicht meine Art, nur gegen etwas zu sein. Ich möchte auch Lösungsansätze aufzeigen und aktiv an der Beseitigung von Problemen mitarbeiten. Meckern kann ja bekanntlich jeder.
Nach dem Denkmalschutz- und Denkmalpflegegesetz Rheinland-Pfalz von 1978 ist das gesamte Salinental als „kennzeichnendes Gebiet“ und das Gradierwerk 6 als „Einzeldenkmal“ geschützt. Deshalb müsste die Stadt hier zur Pflege des Denkmales bei den hier zuständigen Stellen (EU, Bund oder Land) Fördergelder beantragen. Die Gelder sollten nicht für die Landschaftsgestaltung nach dem Abbau der Salinen, sondern zum Erhalt der Gradierwerke beantragt werden.
Klar ist auch, dass es in unserem Land keine Kommune gibt, die aus eigenen Mitteln den Erhalt national wichtiger Kulturgüter finanziert. Ich habe 25 Jahre in Saarbrücken gewohnt und habe in dieser Zeit miterlebt, wie clever die Völklinger es anstellten, (selbstverständlich mit der Unterstützung der damaligen Landesregierung) ihre alte Stahlhütte nachhaltig durch Gelder der EU und der Bundesregierung zu erhalten und diese jetzt als einmalige Attraktion den vielen Besuchern präsentieren. Warum sollten die Salinen in Bad Kreuznach die Voraussetzungen für die Einordnung als nationales oder sogar internationales Kulturerbe nicht erfüllen? Selbstverständlich müssen hierzu von der Stadt die entsprechenden Weichen gestellt werden. Hierzu benötigt die Stadtspitze sicherlich auch die Unterstützung der regionalen Landtags- und Bundestagsabgeordneten, egal welcher parteipolitischen Zugehörigkeit.
Wir müssen in viele Richtungen denken und handeln.
Die Bürger/innen von Bad Kreuznach müssen an diesem Denk -und Handlungsprozess teilnehmen. Es geht um die Zukunft unserer Stadt. Ich wünsche mir auch hier viel mehr echte Basisdemokratie. Wir können jetzt die Weichen für eine lebenswerte Stadt stellen, das sollten wir nicht einzelnen Menschen überlassen.
Hermann Holste
Mitglied des Stadtrates
Für Bündnis 90/Die Grünen