Volksvertreterin Doris Gremplinski
Stellungnahme zur Petition Keine Schließung der Geburtshilfe Marienhospital Steinfurt
CDU zuletzt bearbeitet am 28.04.2016
Die Entscheidungsgrundlage ist ein Beschluss der Fraktion
Ich stimme zu / überwiegend zu.
Die CDU-Fraktion im Rat der Kreisstadt Steinfurt unterstützt im vollen Umfang die Stellungnahme im Anschreiben von Bürgermeister Hoge an den Regierungspräsidenten Professor Klenke. (Siehe unten stehender Text).
Wir sind uns darüber hinaus bewusst, dass die Zuständigkeit nicht bei der Kreisstadt Steinfurt und beim Kreis Steinfurt liegt. Nur bruchstückhaft erreichen die Informationen aus dem derzeitigen Verhandlerkreis die Ortspolitik. Umso weniger verständlich ist dadurch auch die Entscheidung, vor einer endgültigen Lösung bereits jetzt die geburtshilfliche Abteilung des Marienhospitals Steinfurt von heute auf morgen zu schließen.
Die Vorgaben aus dem Krankenhausbedarfsplan sind bekannt. Dennoch wird diese Entscheidung jetzt völlig aus dem "Gesamtpaket Neustrukturierung" herausgelöst und als notwendige Einzelmaßnahme auf Grund von fehlendem Personal dargestellt. Das ist den Bürgerinnen und Bürgern und auch der Ortspolitik nicht vermittelbar. Eher scheint es sich um "ein Opfer" zu handeln, das den Vorgaben des Landes der Bettenreduzierung in der Geburtshilfe entspricht, um im vorauseilenden Gehorsam die weitere Verhandlungsposition zu stärken. Hier sind zwingend glaubhafte Erklärungen notwendig.
Dennoch ist es erforderlich, gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, die sowohl die Wirtschaftlichkeit des Hauses als auch die wohnortnahe Versorgung, insbesondere auch auf dem Gebiet der Gynäkologie und Geburtshilfe, sicherstellt.
Durch die Schließung vieler Häuser hat sich in den vergangenen Jahren im Kreis Steinfurt eine "Versorgungsachse" in der Krankenhausversorgung gebildet, die von Ibbenbüren, Rheine, Steinfurt bis nach Münster reicht. Hier werden die grundsätzlichen fachärztlichen Disziplinen, ergänzt um spezifische Fachrichtungen angeboten und die notärztliche Versorgung sichergestellt. Durch die Schließung von Einrichtungen wurden die Wege für die betroffenen Menschen inzwischen deutlich länger, angesichts des demografischen Wandels für einen Großteil der Bevölkerung auch beschwerlicher. Würde die Kreisstadt in ihrem stationären Angebot weiter beschnitten, entstünde im gesamten Einzugsbereich zwischen Rheine und Münster eine nicht zu kompensierende Versorgungslücke der stationären medizinischen Behandlungsangebote. Während in der notärztlichen Versorgung klare Richtwerte der Anfahrt- und Einsatzzeiten gesetzlich geregelt sind, wird die Erreichbarkeit einer geburtshilflichen Versorgung völlig außer Acht gelassen.
Doris Gremplinski Fraktionsvorsitzende
Zur Kenntnis: Anschreiben Bürgermeister Hoge > RP
Sehr geehrter Herr Professor Klenke ,
bezugnehmend auf das mit Ihnen am 03. Dezember 2014 in Steinfurt geführte Gespräch möchte ich nochmals auf die besondere Bedeutung des Krankenhausstandortes in Steinfurt mit seinen Fachdisziplinen hinweisen. Nach meinem Kenntnisstand stehen in der nächsten Woche wichtige Entscheidungen hinsichtlich der Fortführung des Insolvenzverfahrens an.
In diesem Rahmen wird Ihre Behörde am Entscheidungsprozess beteiligt sein. Das Marienhospital in Steinfurt ist aufgrund seiner Ausrichtung als Unfallkrankenhaus nicht nur für die Einwohner in Steinfurt (ca. 34.000), sondern auch für die Nachbarkommunen von Altenberge bis nach Horstmar ein wichtiger unverzichtbarer Bestandteil zur ärztlichen Versorgung. Aufgrund der besonderen geographischen Lage und der Ausrichtung der Fachdisziplinen sind wir sicherlich für mehr als 60.000 Einwohner im Kreis ein wichtiger Standort. Zwischen Münster und Enschede auch das einzige Unfallkrankenhaus.
Ein so aufgestelltes Krankenhaus vor Ort zu haben ist ebenfalls wichtig für die Aufgaben des Rettungsdienstes, die von Steinfurt für Altenberge, Nordwalde, Laer und Horstmar mit erfüllt werden. Die moderne Intensivstation, die Chirurgie und auch die Innere Medizin sind Fachdisziplinen, die weit über die Grenzen des Stadtgebietes von Steinfurt hinaus Bedeutung haben. Das Krankenhaus in Steinfurt ist einer der größten Arbeitgeber mit mehr als 550 Mitarbeitern, die seit Jahrzehnten erfolgreich im Dienste des Menschen tätig sind. Aufgrund des demographischen Faktors wird es immer wichtiger werden, dass in erreichbarer Nähe eine Krankenhausversorgung stattfindet, damit auch älteren Menschen die Möglichkeit gegeben ist, in einem Umkreis von 15 km ein Krankenhaus vorzufinden oder Angehörige im Krankenhaus besuchen zu können.
Zudem ist noch erwähnenswert, dass wir seit 10 Jahren zum ersten Mal wieder von der Einwohnerzahl her gewachsen sind. Allein im letzten Jahr wurden mehr als 100 Baugenehmigungen/-freistellungen für Einfamilienhäuser erteilt. Mit der Innenstadtentwicklung, die z. Z. begonnen wird, werden wir in den nächsten Jahren wieder mehr als 500 Baugrundstücke für Familien zu günstigen Konditionen anbieten können und auch für diese Standortentscheidung ist es neben einer guten fachärztlichen Ausstattung wichtig, dass das Krankenhaus hier vor Ort erhalten bleibt. Die Wege im ländlichen Raum sind lang und der ÖPNV ist gerade in den Flächenregionen nicht so gut wie z. B. in der Stadt Münster.
Aufgrund der Aussagen des Sprechers des Insolvenzverwalters und aus der Zeitung musste ich erfahren, dass die Geburtshilfestation in Steinfurt aufgegeben werden soll. Hier bitte ich zu bedenken, dass schon vor Jahren die Geburtshilfestationen in Greven und Emsdetten aufgegeben wurden und die Geburtshilfe im Marienhospital Steinfurt für rd. 200.000 Einwohner Anlaufpunkt ist oder sein könnte.
Die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe am Standort Steinfurt genießt für beide Disziplinen eine ausgesprochen hoch angesehene Reputation im Kreis und ist ein wichtiges Aushängeschild und Zugpferd für das Krankenhaus mit entsprechender positiver Begleitwirkung auch für die anderen Abteilungen. Die Abteilung arbeitet mit hohen Qualitätsstandards und leitliniengerechten operativen und medikamentösen Therapien.
Lag die jährliche Verlegungsrate in den Vorjahren noch in einer Größenordnung von 5-5,5 % konnte die notwendige Verlegungsrate der Säuglinge nach Mitteilung des Chefarztes der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe, Herrn Dr. Armin Rütten, in den letzten beiden Jahren auf stabile niedrige 2,7 % abgesenkt werden. Auch findet sich von Seiten der Geburtenzahlen ein steigender deutlicher Zuspruch.
Waren es im Jahr 2011 noch 366 Geburten, sind diese mittlerweile über das Jahr 2013 mit 410, letztlich im zurückliegenden Jahr 2014 mit 447 jeweils um 10 % angestiegen
Mit entsprechender Unterstützung der niedergelassenen Fachärzte sind Geburtenzahlen zwischen 550 und 600 pro Jahr realistisch.
Mit der Schließung einer geburtshilflichen Abteilung ist unweigerlich der andere Part der „Frauenheilkunde und Geburtshilfe“ in großer Gefahr vom gleichen Schicksal einer nachfolgenden Schließung getroffen zu werden. Wie sieht es dann mit dem Grundversorgungsauftrag eines solchen Rumpffaches aus?
Die medizinische Versorgung stirbt einen langsamen Tod in dem flächigen ländlichen Versorgungscharakter einer Grund-und Regelversorgung.
Eine geburtshilfliche Abteilung gehört zu einem Grund- und Regelversorgungsauftrag einer Kreisstadt mit zentraler geografischer Lage. Auch unter diesem Aspekt müsste eine solche Abteilung einen hohen nicht zu unterschätzenden Stellenwert genießen.
Ich persönlich glaube nicht, dass es den werdenden Müttern zugemutet werden kann und sollte, mehr als 20 km zur nächsten Entbindungsstation unterwegs sein zu müssen und bitte Sie, sich auch im Rahmen Ihrer Möglichkeiten für einen Erhalt der Geburtshilfe in Steinfurt einzusetzen.
In der Hoffnung auf die Unterstützung der Bezirksregierung verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
gez. Andreas Hoge