Volksvertreter Denis Aschhoff
Gemeinderat in Kamen
Stellungnahme zur Petition Rettet den Schulgarten am Gymnasium Kamen
SPD, zuletzt bearbeitet am 18.03.2023
Ich lehne ab.
Die Bürger meines Wahlkreises haben mich in den Stadtrat der Stadt Kamen gewählt, um ihre Interessen nach besten Gewissen zu vertreten. Dabei ist es meine Pflicht, mir alle vorliegenden Informationen (über Presseberichte hinaus) zusammenzutragen, ins Gespräch mit unterschiedlichen Meinungsträgern zu gehen und daraus eine Entscheidung zu treffen, die für möglichst viele Schnittpunkte bei allen unterschiedlichen Begehren sorgen. Eine Entscheidung die allen zur hundertprozentigen Zufriedenheit gerecht wird ist seltenst zu verwirklichen.
Wichtig ist erst mal anzuerkennen, das es bei der Planung des Erweiterungsbaus nie um die Zerstörung des jetzigen Schulgartens ging. Es wurde von Beginn an eine Alternativfläche eingeplant, die nach Abschluss der Bauarbeiten deutlich größer ausfallen soll als die jetzige Fläche. Die Erweiterung hat auch damit zu tun, das die Fläche zusätzlich zu den Pflanzen aus dem jetzigen Schulgarten durch andere Bepflanzungen wieder stärker in den Schulalltag integriert werden soll.
Der jetzige Schulgarten ist eine ca. 200 m² große umzäunte und verschlossene Fläche. Der Garten ist zur Zeit nur betretbar wenn Herr Haupt anwesend ist. Zu einer Akzeptanz in der Schülerschaft sollte es auch gehören den Garten während der Schul- und Pausenzeiten erlebbar zu machen.
Zur ganzen Wahrheit gehört auch, das allein durch die Sanierungsarbeiten an der bestehenden Außenfassade ungefähr 75% des jetzigen Schulgartens zerstört würden. Dies ist alternativlos und auch von allen, unabhängig von ihrer Vorstellung anerkannt. Daher wurde bereits zu Beginn der Planung eine Umpflanzung eingeplant. Nach heutigem Stand gehe ich davon aus, das eine Umpflanzung mit größerem Aufwand möglich ist. Dies kann aber zugegebener Weise nicht sofort mit der über Jahre gewachsenen Qualität des jetzigen Schulgartens konkurrieren. Eine große gewachsene Fläche an Bodendeckern lässt sich nicht eins zu eins auf eine andere Fläche umbetten. Dazu gehören ebenfalls Jahre des Wachstums. Genau lassen sich die Möglichkeiten erst feststellen wenn das Gutachten vorliegt.
Der geplante Anbau wurde nach den Wünschen der Schulleitung, Lehrpersonals, Eltern und Schülern entwickelt. Schule und Schulpflegschaft haben sich dazu bereits eindeutig positioniert. Die Sanierung beinhaltet unter anderem Arbeiten an Fenstern und Außenfassade. Insbesondere die Außenfassade muss schnellsten abgebaut werden. Die riesigen Waschbetonplatten werden von Stahlträgern gehalten, die bereits heute mehrfach im Jahr kontrolliert werden müssen. Der Zeitfaktor ist mittlerweile ein entscheidender Druck. Auch finanziell geht man für die Sanierung an die finanziellen Leistungsgrenzen. Der geplante Anbau erspart eine mehrjährige Containerlandschaft auf dem Schulhof die zudem 8 Millionen Euro kosten würde. Dieses Geld können wir stattdessen in eine Modernisierung der Gebäude und damit Lernqualität investieren.
Die gerne genannten Alternativen zu diesem Anbau sind bereits während der Planungsphase geprüft worden. Eine Aufstockung ist aufgrund der Statik nicht möglich. In den letzten Jahren wurde der ehemals üppige Bestand an Photovoltaik auf dem Dach bereits stark zurückgebaut, da die Statik nicht mehr ausreichend ist. Eine Bebauung auf anderen Flächen kommt aufgrund diverser Probleme nicht in Frage. Dies ist in etwas abgespeckter Form auf der Homepage der Stadt Kamen nachzulesen. Zusätzlich bin ich aber auch nicht gewillt eine große Anzahl an stattlichen Bäumen fällen zu lassen um ein anderes Stück Grün an seiner Stelle belassen zu können. Auch die vielen Bäume sind über Jahrzehnte gewachsen und tragen zum Stadtklima bei. Diese können wir nicht einfach umpflanzen.
Wir haben heute die Möglichkeit ein modernes Lernen auf einem dafür vorgesehenen Schulgelände zu ermöglichen. Dabei wird energetisch saniert und den Schülern und der Lehrerschaft ein erlebbarer, akzeptierter und endlich in den Unterricht integrierter Schulgarten zur Verfügung gestellt. Ein ökologisches Denken kann nur gefördert werden, wenn der Schulgarten zu einer Identifikation und Akzeptanz verleitet. Dies ist zur Zeit in der breiten Masse nicht der Fall.
Emotional hege ich große Sympathie zu Anliegen der Herren Haupt und Kühnapfel. Herr Kühnapfel will der Natur und biologischen Vielfalt einen Stellenwert einräumen, der durch nichts überwiegbar ist. In diesem Fall muss ich aber auf meinen Verstand hören. Nach meiner Auffassung müssen wir heute dafür sorgen, das Wichtige Themenfelder sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern miteinander harmonisieren. Bildung, Barrierefreiheit und Biodiversität dürfen sich zukünftig nicht gegenseitig in Ihrer Wertigkeit übertreffen. Es muss sich zukünftig ergänzen und zu einem Gesamtgebilde wachsen, über das wir nie wieder in dieser Form diskutieren müssen.
Insbesondere Herr Haupt hat in den letzten Jahrzehnten viel Zeit und Liebe in den Schulgarten gesteckt. Für ihn ist es ein Lebenswerk, das durch jegliche Veränderung nicht mehr sein geliebtes Projekt ist. Bei allen Diskussionsteilnehmern mit ihren verschiedenen Meinungen ist er sicherlich derjenige, der am meisten verliert. Dies tut mir persönlich sehr leid und bewegt mich auch, da ich ihn sehr schätze.
Trotzdem erinnere ich daran, das wenn wir keine Umpflanzungen vornehmen, er 75% seines Schulgartens auch ohne Neubau verliert. Unwiederbringlich!!! Ein neuer Schulgarten wäre natürlich nicht sein Schulgarten. Aber es wäre möglich etwas zu schaffen, das die Schüler auch in Zukunft zu einem Denken und Handeln animiert, das er mit seiner Lebensleistung zu fördern versucht hat. Ich würde mich freuen wenn wir gemeinsam dieses neue Projekt tatkräftig angehen.
Meine Entscheidung wird nicht allen Bürgern der Stadt gerecht. Ich habe sie aber nach bestem Gewissen und Kenntnis aller derzeitigen Fakten getroffen. Jederzeit kann man sich mit mir persönlich darüber austauschen.