Volksvertreter Christian Grahl
Stellungnahme zur Petition Der Kampf um den Badepark Berenbostel 2.0
CDU zuletzt bearbeitet am 22.06.2016
Ich lehne ab.
Die Online-Petition macht deutlich, dass unterschiedliche Sichtweisen zu unterschiedlichen Bewertungen führen. Das respektiere ich. Gleichzeitig halte ich es für dringend erforderlich, sich in dieser wichtigen Entscheidung an den Fakten zu orientieren, die für die Stadt Garbsen und damit für die Gesamtheit unserer Bürgerinnen und Bürger entscheidend sind.
Bewertungen aus Sicht der Schwimmer und aus Sicht der Bewohner in den betreffenden Stadtteilen, beispielsweise aus Berenbostel, sind wichtig und mit einzubeziehen, aber sie sind eben nur ein Bestandteil der Meinungsbildung in unserer Stadt. Ich habe Verständnis dafür, dass viele Menschen den Badepark Berenbostel während der vergangenen 40 Jahre liebgewonnen haben. Wir können jedoch leider nicht immer nach speziellen und individuellen Bedürfnissen entscheiden, sondern müssen das große Ganze im Blick behalten. Und das ist im Fall der Bäder mit einigen, vielleicht nicht ganz so populären, Fakten verbunden.
Das Hallenbad Berenbostel musste aus bautechnischen Gründen schließen. Ein Betrieb über die Freibadsaison 2015 hinaus war aus Sicherheitsgründen nicht zu vertreten. Das Bad in Berenbostel ist mehr als 40 Jahre alt und marode: Statische Untersuchungen haben ergeben, dass die Standfestigkeit des Gebäudes nicht mehr gewährleistet ist. Die Statiker haben unter anderem festgestellt, dass sich der Beton im Kern der Betonpfeiler komplett aufgelöst hat. Die gesamte obere Konstruktion müsste bei einer Sanierung abgerissen werden. Auch die Technik ist irreparabel. Das Gebot der Sicherheit machte die Schließung unumgänglich. Im Zuge des derzeitigen Abrisses des Hallenbads wird auch die Technik demontiert, die gleichzeitig auch für das Freibad verwendet wurde. Daher ist ein weiterer Betrieb des Freibades nicht ohne erhebliche Investitionen, insbesondere für eine neue Technik, möglich. Auch das Hallenbad am Planetenring ist mehr als 40 Jahre alt, der Sanierungsstau ist auf ein Volumen von fünf bis sechs Millionen Euro angewachsen, mit der Gefahr eines Millionengrabes.
Ein Schwimmbad hat eine gesamtstädtische Bedeutung und gehört daher, wie auch die zentrale Bibliothek und das Rathaus, nach Garbsen-Mitte. Nicht in allen Stadtteilen können sämtliche Infrastruktureinrichtungen bereitgestellt werden. Deshalb hat sich der Rat bereits 1992 dafür ausgesprochen, dass Nutzungen mit gesamtstädtischer Bedeutung im Bereich Garbsen-Mitte gebündelt werden. Die Entscheidung für ein Zentralbad in Garbsen-Mitte hat diesen Weg konsequent weiterverfolgt. Bei einer „Ein-Bad-Variante“ in Berenbostel käme es zu deutlichen Nachteilen für die südlich gelegenen Stadtteile, wie beispielsweise Auf der Horst, wo es ebenfalls ein großes Schulzentrum gibt. In der Stadtmitte können alle Garbsener gleichberechtigt an der Einrichtung teilhaben.
Der Betrieb beider Bäder würde die bisher anfallenden Betriebs- und Kapitalkosten von rund 1,5 Millionen auf 2,5 Millionen Euro jährlich erhöhen. Das sind bei einer „normalen“ Nutzungsdauer von 40 Jahren 40 Millionen Euro mehr als im Vergleich zu einem zentralen Bad. Es zeichnet sich aktuell ab, dass die Stadt Garbsen bereits in den nächsten Jahren keine finanziellen Spielräume mehr hat.
Ein Festhalten an beiden Bädern würde Einsparungen in anderen Bereichen und/oder deutliche Steuererhöhungen nach sich ziehen. Auch für Kitas, Schulen, Senioren, Straßen, Umweltschutz, Feuerwehr, Ehrenamtliche und Vereine muss in Zukunft Geld da sein - nachhaltig für künftige Generationen.
Zudem gibt es mittlerweile viele attraktive Freizeitangebote, die den Schwimmbädern Konkurrenz machen. Das belegen auch die Besucherzahlen der Garbsener Bäder, die seit Ende der siebziger Jahre kontinuierlich von rund 292.000 (1978) auf rund 83.000 (2014) zahlende Besucher gesunken sind. Im Jahr 2014 sind im Hallenbad Berenbostel ganze 17.653 zahlende Gäste gezählt worden. Daher reicht ein Bad für Garbsen aus.
Für Kinder und Jugendliche gibt es zudem viele andere Angebote für Treffpunkte – ob die Skateranlagen am Pfarrkamp in Schloß Ricklingen oder am Hasenberge in Altgarbsen, zwei Freizeitheime, die Aktionen der Mobilen Jugendarbeit in allen Stadtteilen, auf zahlreichen neugestalteten Spielplätzen, die in Kooperation der Stadt Garbsen mit Kindern und Jugendlichen geplant worden sind.
Nach Abwägung dieser dargestellten Tatsachen ist die Stadtverwaltung davon überzeugt, dass der Bau eines neuen, zentralen Bades in Garbsen-Mitte die richtige Entscheidung ist und die Bedürfnisse aller Garbsener Bürgerinnen und Bürger effektiv und nachhaltig erfüllt. Der Rat der Stadt Garbsen hat sich dieser Meinung angeschlossen und in seiner Sitzung vom 12. Oktober 2015 das Zentralbad beschlossen – mit der Option für ein Freibad, sobald dies finanziell möglich ist.
Die Entscheidung im Rat für den Bau eines neuen Zentralbades ist nach intensiver Diskussion in den Ratsgremien und in der Öffentlichkeit zustande gekommen, so dass sich weitere öffentliche Anhörungen erübrigen.