Volksvertreterin Andrea Rottmann

Stellungnahme zur Petition „PRO REALSCHULE METTMANN“ – Erhalt der Carl-Fuhlrott-Realschule in Mettmann

SPD, zuletzt bearbeitet am 27.01.2021

Ich lehne ab.
Ich befürworte eine öffentliche Anhörung im Fachausschuss.
Ich befürworte eine öffentliche Anhörung im Parlament/Plenum.

Stellungnahme zur Openpetition zum Erhalt der Realschule in Mettmann
der SPD-Fraktion im Stadtrat der Stadt Mettmann

Die Fraktion hat sich dazu entschieden, eine gemeinsame Stellungnahme abzugeben, da wir hier grundsätzlich einer Meinung sind.


Wir haben Verständnis für die Ängste und Sorgen der Eltern der Realschulkinder und können nachvollziehen, dass Frau Kirsten Bille als engagierte Mutter in der Schulpflegschaft im Juni 2020 diese Petition gestartet hat. Erwähnenswert ist allerdings an dieser Stelle auch, dass sich bereits seit 2018 eine Bürgerinitiative „Gesamtschule Mettmann“ gegründet hat, die sich sehr intensiv und mit viel Engagement durch einen breiten Elternwillen getragen für die Gründung einer Gesamtschule einsetzt.

Zunächst ist auch ohne die Gesamtschule eine aufwändige Sanierung der Realschule notwendig und wurde von der Schulpflegschaft und dem Lehrerkollegium immer vehement gefordert. Auch hier wären Millionen von Sanierungsmitteln angefallen. Die SPD Mettmann steht aber auch dafür, dass alle Schulen in unserer Stadt gleichbehandelt werden. Investitionen zugunsten einer Gesamtschule dürfen nicht zulasten der anderen Schulen getätigt werden, deswegen haben wir im Haushalt 2020 bereits durchgesetzt, dass zwei Millionen Euro eingestellt wurden, um erste Schritte zum Ausbau und zur Sanierung der Grundschulen einleiten zu können. Auf Initiative unserer Fraktion ist die Verwaltung in der Pflicht, endlich einen Schulsanierungsplan vorzulegen.

Der SPD-Fraktion war es immer wichtig, allen Kindern dieser Stadt ein Schulangebot machen zu können. Das war seit Auslaufen der Hauptschule und deren endgültiger Schließung 2017 nicht der Fall. Durch einen mit großer Mehrheit getragenen Ratsbeschluss (CDU, SPD, Grüne, Linke und Piraten) wurde nach vielen Jahren unseres Einsatzes für die Gesamtschule 2018 beschlossen, eine verbindliche Elternbefragung für die Errichtung einer Gesamtschule durchzuführen. Diese Elternbefragung wurde nach z.T. coronabedingten Verzögerungen im Okt.2020 durchgeführt. Obwohl die Rahmenbedingungen dieser Befragung alles andere als gut waren und viele Hürden für die Eltern aufgebaut wurden, hat das Ergebnis eine sehr deutliche Sprache gesprochen. Bei bis zu 95% Beteiligung wurde das erforderliche Quorum von 100 Befürwortern mit durchschnittlich 160 Befürwortern deutlich überschritten.

Dieser eindeutige Elternwille ist für uns ausschlaggebend, diese Petition nicht zu unterstützen. Im Übrigen teilen wir auch nicht die Argumentation zur Begründung nicht.

In der Gesamtschule werden Kinder unterschiedlicher Herkunft, Kenntnissen und Interessen bis Klasse 10 gemeinsam unterrichtet. Die Berücksichtigung verschiedener Befindlichkeiten, Wünsche und Fähigkeiten über einen Großteil des Tages ist ein wesentlicher Aspekt, damit Jugendliche und Kinder sich eigenständig, selbstbewusst aber auch rücksichtsvoll, hilfsbereit gegenüber anderen zu verhalten lernen. Es wird durch Aktivitäten über den reinen Unterricht hinaus die Möglichkeit geschaffen, ein soziales Miteinander zu pflegen, Empathie, Akzeptanz also soziale Kompetenz zu entwickeln. Das passiert sicher nicht in dem Maße durch individuelle Freizeitgestaltung. Außerdem ist es in unserer Stadt längst Realität, dass Sportvereine und Musikschule ihre Angebote in den Schulen anbieten und mit den Schulen koordinieren. Schülerinnen und Schüler können darüber hinaus auch nach 16.00 Uhr noch viele Angebote für sportliches, musisches, gesellschaftliches Engagement wahrnehmen, denn nach dem Schulschluss haben sie bereits ihre Hausaufgaben gemacht.

Die behaupteten Unzulänglichkeiten in den Entwicklungschancen der Kinder durch nicht so gute Fächerangebote der Gesamtschule sehen wir keinesfalls. Die besondere Intension des Gesamtschulkonzeptes ist es gerade, individuell zu fördern und zu fordern und so den Entwicklungsschwerpunkten der Kinder gerecht zu werden. Sie bietet weit über das, was Realschule leistet, alle Abschlüsse vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur, es bleiben die Chancen auf den bestmöglichen Abschluss für jedes Kind offen. Ab Klasse 7 können Neigungskurse gewählt werden, die den Schwerpunkten der Realschule nicht nachstehen.

Da Berufsorientierung ein besonderer Bildungsauftrag ist, Schülerinnen und Schüler an die Arbeits- und Berufswelt heranzuführen entsprechend ihrer persönlichen Stärken und Vorlieben, ist das Verpflichtung gerade auch für eine Gesamtschule. Es ist nicht ersichtlich, warum dieser Weg hier nicht fortgesetzt würde.

Ein Umbau während des Schulbetriebs bedeutet immer gewisse, aber zeitlich begrenzte Störungen. Wenn man das immer vermeiden wollte, gäbe es gar keine Entwicklung mehr. Durch Unterbringung in einem bestehenden Schulgebäude, das genutzt werden kann wird das eher erleichtert als erschwert. Eine von der SPD beantragte Prüfung, eine sehr viel schnellere Bauweise in modularer Form zu wählen, würde die Beeinträchtigungen auch erheblich reduzieren.

Wir weisen daraufhin, dass trotz der drastischen Darstellung der Beeinträchtigungen während der Bauphase in der Elterninformation, das Ergebnis der Elternbefragung pro Gesamtschule sehr eindeutig war.

Insgesamt muss man feststellen, dass die Gesamtschule mit allen ihren Möglichkeiten keinesfalls hinter dem augenblicklichen Angebot der Realschule zurücksteht.

Was die Gesamtschulen in den Nachbarstädten betrifft, haben sie deutlich gemacht, keine Mettmanner Kinder mehr aufnehmen zu wollen, da sie ausgelastet sind.

Bei der Darstellung der künftigen Schülerzahlen wird hier wieder die falsche Aussage gemacht, die Gesamtschule sei auf 25 Kinder pro Klasse begrenzt. Das ist die für die Anmeldung erforderliche Mindestzahl. Der Klassenfrequenzrichtwert liegt bei durchschnittlich 27 Kindern von Klasse 5 bis 9, exakt wie bei der Realschule (Bandbreite von bis zu 29 Kindern).

Es ist richtig, dass sich gemäß Schulentwicklungsplan eine 6-zügigkeit der Gesamtschule ab 2021/22 ergibt.
Wir werden uns für diese Zügigkeit einsetzen. Die Anmeldezahlen sind abzuwarten.

Andrea Rottmann
Schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Stadtrat der Stadt Mettmann

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