Petition richtet sich an:
Hessischer Landtag, Petitionsausschuss des Hessischen Landtags
Ich fordere den Petitionsausschuss des hessischen Landtags, die hessische Landesregierung und die regional-zuständigen Politiker*innen auf, sich einzusetzen für …
- Erhalt der Reinhardswaldschule als zentrale Tagungsstätte für Lehrkräfte in Nordhessen und für andere staatliche Einrichtungen.
- Förderung und Erweiterung der Nutzungsmöglichkeiten der Reinhardswaldschule.
- Sicherung der Arbeitsplätze der Angestellten in der Reinhardswaldschule – das Land Hessen trägt Verantwortung für die dort Beschäftigten!
- Sicherstellung einer pädagogisch unabhängigen Aus-, Weiter- und Fortbildung von Lehrkräften, frei von wirtschaftlichen Interessen und Zwängen!
- eine Priorität von Präsenzfortbildung: Online-Fortbildungen können die persönliche Begegnung, den Austausch und das gemeinsame Diskutieren von Problemen nicht ersetzen.
Begründung
In der Kasseler Ausgabe der HNA vom 04.11.2025 wurde berichtet, dass die hessische Lehrkräfteakademie zusammen mit dem Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen mitgeteilt hat, dass der Betrieb in der Reinhardswaldschule in Fuldatal »spätestens im Jahr 2027 eingestellt werden« soll. Grund sei eine »seit der Coronaepidemie stark verringerte Nutzung und damit einhergehende Unwirtschaftlichkeit«; auch die Tagungsstätte in Weilburg des Land Hessen soll geschlossen werden. Dabei wird mit Zahlen des Ministeriums argumentiert, die auf der einen Seite die Auslastung/Belegung um mindestens das Fünf- bis Zehnfache niedriger darstellen; auf der anderen Seite wird die Kapazität mit knapp 500 Personen völlig überhöht dargestellt. Die Kantine könnte eine so hohe Personenzahl nicht versorgen; außerdem wären Kleingruppenarbeit und pädagogisches Arbeiten bei einer „maximalen Belegung aller Stühle“ nicht mehr umsetzbar. Es wird nicht erwähnt, dass die Reinhardswaldschule (über-)regional aus allen Teilen der öffentlichen Verwaltung, von Behörden, von Bildungsträgern, von Studienseminaren und von Staatlichen Schulämtern als Tagungsstätte in Nordhessen genutzt wird. Ein behaupteter Rückgang der Nutzung entspricht nicht der Verdopplung der Belegung gegenüber der Zeit vor der Corona-Pandemie und einer weiter steigenden Belegung. Vereine und Organisationen dürfen allerdings die Reinhardswaldschule nicht nutzen: Dieses Potential hätte längst weiter ausgebaut werden müssen, da es die Wirtschaftlichkeit erhöht.
Und dabei sollte doch jedem klar sein: Bildung ist essentiell für eine Gesellschaft! Bildung ist in Deutschland – Gott sei Dank – schulgeldfrei! Bildung ist ein Gut! Bildung ermöglicht Fortschritt und dient der Gesellschaft! Aber trotzdem: Bildung kostet etwas! Lehrkräfteausbildung (Studium), Referendariat, Schulgebäude, Instandhaltung, Instandsetzung, Digitalisierung, Arbeitsplatzausstattung und letztendlich auch qualitativ-hochwertige und pädagogisch wertvolle Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte.
Allerdings wird seit Jahrzehnten für BILDUNG in Deutschland gemessen am Bruttoinlandsprodukt zu wenig „investiert“, daher sind Kürzungen und EINSPARUNGEN in einem ohnehin mangelbehafteten System FEHL AM PLATZ! Die Schließung dieser traditionsreichen Tagungsstätte setzt in unserer Zeit und in einer Gesellschaft, die immer stärker zu Polarisierung und Extrempositionen neigt, ein völlig falsches Signal: Gerade jetzt braucht es dezentrale Orte, die Dialog, Offenheit, persönliche Begegnung und pädagogische Weiterentwicklung ermöglichen! Doch braucht es dafür einen Ort an dem dies möglich ist, ein Ort, der einen aus Stress und Hektik des Berufsalltags holt, ein Ort, der ruhig gelegen, durch die Nähe zur Natur, sein besonders Ambiente und eine gute Verpflegung gekennzeichnet ist. Diese Erkenntnis hatte man bereits 1950 zur Gründung der Reinhardswaldschule! Soll mit diesem Ort nach 75 Jahren Lehrkräftetagungsstätte Schluss sein? Soll 111 Jahre nach der Gründung der Reinhardswaldschule mit ihrem gut ein Dutzend Mitarbeitenden (davon viele im Niedriglohnsektor beschäftigt) eine Tradition enden und dadurch auch mit Lehrkräftefortbildung in Nordhessen Schluss sein?
Wir können feststellen…
- Lehrkräfte systematisch, umfassend und nachhaltig aus-/fortzubilden ist unbedingt notwendig und keine „Privatsache“ – dennoch stellt das Land Hessen (als Arbeitgeber) hierfür immer weniger Zeit in Form von Freistellung bereit und wird in Zukunft nicht einmal mehr Räumlichkeiten in Nordhessen zur Verfügung stellen.
- Veranstaltungen in Hotels sind deutlich teurer, als Veranstaltungen in einer eigenen staatlichen Tagungsstätte durchzuführen.
- Das Land Hessen gibt an, künftig auf kurze Online-Fortbildungen ohne echte persönliche Begegnung zu setzen – nach dem Motto: Die wirtschaftlichste Fortbildung ist die beste Fortbildung. Demzufolge wäre es am kostengünstigsten gar keine Fortbildungen mehr für Lehrkräfte anzubieten – davon sind wir nicht mehr weit entfernt!
- Die Reinhardswaldschule war die tragende Säule der Entwicklung der demokratischen hessischen Lehrkräftefortbildung nach dem zweiten Weltkrieg und muss auch als diese erhalten und weiter ausgebaut werden.
Darum helfen Sie mit Ihrer Stimme, dass diese hessenweit bekannte Tagungsstätte – die Reinhardswaldschule – nicht geschlossen wird und Lehrkräftefortbildung in Präsenz in Nordhessen nicht abgeschafft wird.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Quellen:
Artikel in der HNA: https://www.hna.de/lokales/kreis-kassel/fuldatal-ort83863/fuldataler-tagungsstaette-reinhardswaldschule-koennte-schliessen-93973198.html und
https://www.hna.de/lokales/kreis-kassel/fuldatal-ort83863/nicht-mehr-wirtschaftlich-reinhardswaldschule-in-fuldatal-schliesst-2027-94019573.html
Pressemitteilung GEW Kreisverbände Kassel-Stadt, Kassel-Land und Witzenhausen
https://www.gew-hrwm.de/home/details/lehrkraeftefortbildung-ade-zuerst-nur-noch-nachmittags-und-kuenftig-nicht-mehr-in-nordhessen