openPetition ist kein gewöhnliches Unternehmen. Wir verbinden soziales Engagement mit einer wirtschaftlichen Arbeitsweise. Nur wie lässt sich beides rechtlich unter einen Hut bringen?
Wir haben uns zunächst für eine gemeinnützige GmbH entschieden, so wirklich zufrieden waren wir damit aber nicht. Denn sollten wir einmal die Gemeinnützigkeit verlieren, könnten die Geschäftsführenden openPetition einfach an die Höchstbietenden verkaufen. Und was würde dann mit openPetition passieren?
Wir wollten sicherstellen, dass openPetition für immer seinen Grundsätzen verpflichtet bleiben muss, egal wem es gehört: Neutralität, Transparenz, Datenschutz, Vielfalt und natürlich demokratische Werte. Das deutsche Gesellschaftsrecht sieht eine solche Form bisher nicht vor.
Also hörten wir uns bei Freunden und Bekannten um, meldeten uns für Newsletter an, lasen Bücher und suchten im Internet, bis wir schließlich auf Gleichgesinnte trafen: die Purpose Stiftung. Diese Stiftung hilft Organisationen wie uns, die sicherstellen wollen, dass sie für immer ihrer Sinnorientierung verpflichtet bleiben müssen und niemals zu einem Investitionsobjekt werden können. Dafür haben sie einen Hebel gefunden, der das gewährleistet: Verantwortungseigentum.
Was ist Verantwortungseigentum?
Im Grunde bedeutet Verantwortungseigentum, dass ein Unternehmen sich selbst gehört. Es kann weder verkauft noch vererbt werden. Neue Geschäftsführende oder Investoren können keine Entscheidungen mehr treffen, die die Grundsätze verraten. Alle Gewinne, die das Unternehmen macht, fließen wieder in das Unternehmen. Wird die Stelle des Geschäftsführenden frei, muss die Person, die sie übernimmt, aus dem Unternehmen selbst kommen. So werden die Werte und Grundsätze von Generation zu Generation weitergetragen – wie in unserem Gesellschaftsvertrag festgelegt.
Wir fanden: Diese Organisationsform passt perfekt zu openPetition! Also haben wir die Ärmel hochgekrempelt und uns – zusammen mit Purpose – an die Arbeit gemacht. Mit Erfolg: Seit dem 24. Februar gehört openPetition sich selbst. Unsere Werte, Mission und Unabhängigkeit sind jetzt für immer in Stein gemeißelt.
Verantwortungseigentum ist für uns eine freiwillige Selbstbeschränkung. Es deckelt die Gier und die Versuchung nach immer mehr, die einen von dem eigentlichen Purpose [dt. „Zweck“] immer weiter entfernt.
Gründer & Geschäftsführer Jörg Mitzlaff
Was hat openPetition mit Einhörnern und Waschbären zu tun?
openPetition ist nicht das einzige Unternehmen, das sich mithilfe der Purpose Stiftung umorganisiert hat. Über 50 weitere Firmen sind bereits Purpose-Unternehmen – und es werden stetig mehr. Von den Kondomherstellern einhorn über die Suchmaschine ecosia bis hin zum Versandhaus Waschbär befinden wir uns in guter Gesellschaft.
Die Purpose Stiftung wurde übrigens 2015 gegründet, um Unternehmen aus allen Bereichen dabei zu helfen, durch Verantwortungseigentum dauerhaft unabhängig und sinnorientiert zu bleiben.
Und wie geht es jetzt weiter?
Natürlich werden wir auch in Zukunft mit voller Kraft an der Verbesserung der digitalen Demokratie arbeiten! Unsere Arbeit hat bereits Früchte getragen:
- Alleine dieses Jahr hatten bereits über 111 Petitionen Erfolg – das ist fast eine erfolgreiche Petition pro Tag. Außerdem informieren wir über die Arbeit der Petitionsausschüsse und tragen so dazu bei, das Petitionsverfahren transparenter zu machen – zum Beispiel mit unserem Petitionsatlas.
- Mehr als 10 Kommunen mit über 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern haben unser openDemokratie-Tool eingeführt und garantieren den Menschen so eine Antwort auf ihre Petitionen.
- In unseren Hausparlamenten haben sich schon fast 5.000 Bürgerinnen und Bürger zu verschiedensten Themen beraten, Argumente ausgetauscht und Kompromisse gefunden.
- Bei der ersten selbstorganisierten Volksabstimmung ABSTIMMUNG21 letztes Jahr haben Bürgerinnen und Bürger selbst die Abstimmungsthemen ausgewählt, sich gegenseitig beraten und dann abgestimmt – über 160.000 Menschen haben daran teilgenommen.
Das reicht uns aber noch nicht: Tagtäglich arbeiten wir daran, diese Werkzeuge zu verbessern, Feedback einzuarbeiten und so die digitale Demokratie Stück für Stück zu voranzubringen. Mit unserem aktuellen Projekt opn.vote soll im September die erste demokratische Volksabstimmung durchgeführt werden, die digital UND auf Papier möglich wird. Wie wir das schaffen wollen, haben wir in diesem Blogeintrag erklärt.
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