Volksvertreter Enrico Nickel
Stellungnahme zur Petition Bürgerinitiative "Waldrettung Weinberge" in Strausberg
Fraktion zusammen für Strausberg, zuletzt bearbeitet am 07.11.2020
Ich lehne ab.
Ich befürworte eine öffentliche Anhörung im Fachausschuss.
Ich befürworte eine öffentliche Anhörung im Parlament/Plenum.
Liebe Initiatoren,
da Sie mich direkt angesprochen haben, möchte ich darauf auch antworten. Ich stimme nicht mit den Absichten Ihrer Initiative überein und möchte auch etwas detaillierter darauf eingehen, warum das so ist.
Vorab: Im Bauausschuss wurde sich in einer Meinungsabfrage einstimmig für das Projekt ausgesprochen, nachzulesen hier: ratsinfo-online.de/strausberg-bi/to020.asp?TOLFDNR=355.
Ich empfehle jedem, sich hier einmal die Planungen anzuschauen: www.stadt-strausberg.de/wp-content/uploads/2020/10/2020-08-13-Brosch%C3%BCre.pdf und sich dann ein aktuelles Bild vor Ort zu machen. Es ist nicht ansatzweise geplant, die gesamten Weinberge zu bebauen, sondern nur einen kleinen Teil im vorderen Bereich, der darüber hinaus auch nicht vordergründig den Charakter eines Waldes hat sondern eher den einer ungepflegten Lichtung mit viel Gestrüpp und Müllablagerungen. Teilversiegelte Flächen lassen sich schon jetzt dort finden, wenn man ein paar Schritte tiefer hineingeht. Die geplanten Gebäude fügen sich für mich gut in das vorhandene Stadtbild ein und erwecken nicht den Eindruck einer Betonwüste o.ä. Wenn erforderlich, wird es auch entsprechende Ausgleichspflanzungen geben.
Darüber hinaus wurde sich in jüngsten Entscheidungen gegen die Erschließung neuer Baugebiete am Stadtrand, sondern für die innerstädtische Verdichtung ausgesprochen. Das ist hier absolut gegeben und steht auch im Einklang mit der Lokalen Agenda. Und irgendwo müssen Häuser nun einmal stehen, denn auch da wo wir heute alle wohnen, war vor langer Zeit mal Wiese, Wald und Feld. Der Mensch hinterlässt zwangsläufig einen Fußabdruck, aber das führt hier zu weit.
Daneben dürfen wir auch nicht die Augen vor der Zukunft verschließen. Wir leben in einer dynamischen Region und die Nachfrage nach Wohnraum wird in Strausberg und den Umlandgemeinden weiter anhalten (am Rande erwähnt: wir hatten schon deutlich mehr Einwohner als heute) - es wird die Taktverdichtung der S-Bahn und der RB gefordert. Das macht Strausberg als Wohnort noch attraktiver. Und allein die Bundeswehr wird Ihre Präsenz in den kommenden Jahren um mehrere Hundert bis Tausend Soldaten und Beschäftigte erhöhen. Ich lade diese Damen und Herren herzlich ein, auch in Strausberg zu wohnen und nicht in den umliegenden Gemeinden.
Dass Zuzug auch Herausforderungen mit sich bringt ist unumstritten. Das Thema Wasserverbrauch können wir nicht alleine lösen. Wenn Menschen heute in Strausberg keinen adäquaten Wohnraum bekommen, dann nebenan und die Nachbargemeinden hängen "am selben Tropf" wie wir. Ebenso nutzen diese Menschen dann aber trotzdem zum Teil unsere Infrastruktur als Mittelzentrum mit (z.B. Ärzte, S-Bahn, Parkplätze, Kita, Schule etc.), was auch so sein soll, nur dass wir als Stadt dann nichts mehr davon haben in Form von Zuweisungen und anderen Einnahmen, die durch Einwohner erreicht werden.
Die Kita- und Schulplatzentwicklung wird dabei natürlich im Auge behalten und wir sehen viele Bauvorhaben (bereits laufende und geplante), die darauf einzahlen. Falls jemand heute ein Problem hat, einen Platz in einer Einrichtung zu bekommen, bin ich gerne behilflich.
Das Argument mit der zusätzlichen Lärmbelastung durch den Autoverkehr ist für mich nur zum Teil verwertbar. Die Berliner Straße selbst produziert heute schon sehr viel Verkehrslärm, und durch die gute Straßenbahn-Anbindung kann man auch davon ausgehen, dass die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner nicht mit zwei Autos pro Wohnung einziehen werden.
Ich finde auch, dass es eine Vielfalt an attraktivem Wohnraum für unterschiedliche Ansprüche geben sollte und zu einer Stadt gehört. Denn es heißt ja nicht, dass diese Wohnungen zwangsläufig durch neue Einwohner bezogen werden, vielleicht sind ja schon heutige Strausberger froh über ein neues Angebot. Aber auch wenn es sich um neue Einwohner handelt, können diese unsere Stadt und die Nachbarschaft doch auch bereichern.
So oder so, wünsche allen Beteiligten ein gedeihliches Miteinander und ein schönes Wochenende.
Enrico Nickel.
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