Volksvertreter Christian Franke
Stellungnahme zur Petition Keine Schließung der Geburtshilfe Marienhospital Steinfurt
Grün-Alternative Liste zuletzt bearbeitet am 28.04.2016
Ich stimme zu / überwiegend zu.
Ich unterstütze einen Antrag im Parlament, wenn sich genügend andere Vertreter anschließen.
Es sind dramatische Tage für die Hebammen und Kinderkrankenschwestern im Marienhospital, aber auch für die Menschen in Steinfurt und umliegenden Orten - insbesondere für diejenigen, deren Familienplanung (noch) nicht abgeschlossen ist. Wir alle wissen darum, dass die nun so kurzfristig umgesetzte Schließung der Geburtshilfestation schlimme Konsequenzen haben dürfte oder haben wird. Allein die enormen Wegstrecken, die kurz vor der Niederkunft stehende Eltern zukünftig werden zurücklegen müssen, werden sicher mitunter zu echten Herausforderungen werden.
Wir sind – wie auch die Bürgerinnen und Bürger der Kreisstadt Steinfurt – entsetzt darüber, dass die Geburtshilfestation geschlossen wurde und den betroffenen Mitarbeiterinnen wie auch den vor der Entbindung stehenden Müttern bzw. Eltern keine Zeit eingeräumt wurde, sich auf diese Entscheidung vorzubereiten und alternative Modelle einer wohnortsnahen Möglichkeit zur Entbindung zu entwickeln!
Wir nehmen zur Kenntnis, dass sich der Trägerverbund bewusst in die Planinsolvenz begeben hat, um wirtschaftlich tragfähige Konzepte zum Fortbestand einzelner Fachabteilungen in den betroffenen Häusern zu entwickeln. Wir können jedoch kein Verständnis dafür entwickeln, dass vermutlich unwiderrufliche Entscheidungen getroffen werden, die dazu führen, dass wichtige Strukturen der Daseinsvorsorge zerstört und gleichzeitig wertvolle, langjährige Berufserfahrung von Fachkräften für immer verloren geht!
Der Mitwirkungs-, Gestaltungs- und Entscheidungsspielraum in derartigen Prozessen ist für die Politik vor Ort überaus gering. Aber glauben Sie tatsächlich, dass es die Kommunalpolitik nicht interessieren oder bewegen würde, wenn derartige Entscheidungen zur Versorgung Gebärender getroffen werden? Glauben die Verantwortlichen für den Krankenhausbedarfsplan NRW, dass durch die alleinige Orientierung an DIGs, Kennzahlen und wirtschaftlichen Teilberechnungen sichergestellt sein könnte, einen landesweit bestehenden Bedarf abzubilden und abzudecken?
Genau das ist nicht der Fall! Die Politik in Steinfurt ist daran interessiert, dass Frauen in Steinfurt und umliegenden Orten die Sicherheit haben können, unter Vermeidung unnötiger Wegstrecken fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, um Kinder unter Ausschluss unvertretbarer Risiken auf die Welt zu bringen! Wir machen uns dafür stark, dass Kinder im geburtenstarken Münsterland davor geschützt sind, an Bushaltestellen, im Privat-Pkw oder im Krankenwagen entbinden zu müssen! All das ist jedoch nicht auszuschließen, wenn zukünftig mehr als 30 Minuten Fahrzeit einzuplanen ist, um die nächste geburtshilfliche Station zu erreichen.
Festzuhalten bleibt, dass eine Entscheidung über den Fortbestand oder das Ende der Geburtshilfe in Steinfurt nicht durch die Kommunalpolitik getroffen wurde und durch sie auch nicht zu beeinflussen war. Als Kommunalpolitiker hat man in den letzten Wochen und Monaten vielmehr den Eindruck gewonnen, bei konstruktiven Unterstützungsversuchen störend oder hinderlich zu sein. Die Verantwortung hierfür liegt vermutlich zum Teil beim Träger des Krankenhausverbunds, viel deutlicher jedoch noch bei den verantwortlichen Entwicklern einer Krankenhausbedarfsplanung, die offenbar keinerlei Rücksicht auf gewachsene Strukturen, vorhandene Bedarfe und in erster Linie auf die Menschen und deren konkrete Bedürfnisse nimmt.
Uns macht es sprachlos und wütend, dass offenbar auch werdende Mütter und ungeborenes Leben allein daran gemessen werden, ob die in Summe zusammenkommenden „Fälle“ und Fallzahlen über den Fortbestand einer möglichst guten Versorgung entscheiden. Uns erschreckt, dass derartige Betrachtungen und Bewertungen rein wirtschaftlich und statistisch erfolgen. Uns fehlt jedes Verständnis dafür, dass Entscheidungsträger in diesem so fortschrittlichen Land allein derartige Faktoren anwenden dürfen, um über die Qualität und die damit verbundenen Risiken und nachhaltigen Störungen beim Start ins Leben Ungeborener und deren Mütter zu entscheiden.
Wir erwarten, dass sich Entscheidungsträger auf allen Ebenen dazu Gedanken machen, ob sie in einer derartigen Situation bereit gewesen wären, auch für sich auf ein Netz optimaler Versorgung, Betreuung und Begleitung zu verzichten. Ob sie unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten schmerzhafte und schädliche Kompromisse einzugehen bereit gewesen wären, um das eigene Kind auf die Welt zu bringen.
Wir sind überzeugt, dass es nichts gibt, was einen stärkeren und entschlosseneren Schutz durch uns alle verdient hätte als unsere Zukunft und die Kinder, die noch auf die Welt gebracht werden!
Deshalb fordern wir Sie auf, jede Fehlentscheidung auf diesem Weg zu korrigieren. Im Sinne und mit dem gebührenden Respekt vor unseren Kindern!
Christian Franke
Sprecher GAL-Fraktion im Rat der Stadt Steinfurt
Christian Franke | |
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Partei: | Grün-Alternative Liste |
Neuwahl: | 2020 |
Funktion: | Fraktionsvorsitzender |
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